Bild des Monats August 2008
1958 –
Die ersten Saturn II – Omnibusse erscheinen in Hamburg
Die in Hamburg in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre begonnene
Umstellung von einzelnen, nachfragestarken Straßenbahnstrecken auf
Omnibusbetrieb erforderte Fahrzeuge mit einer hohen Beförderungskapazität, um
einen wirtschaftlichen Betrieb zu ermöglichen.
Die Magirus-Deutz AG, Ulm bot seit 1957 unter der Bezeichnung „Saturn
II“ einen vollkommen neu entwickelten Großraumomnibus mit komfortabler
Luftfederung an. Zunächst in Reiseausführung folgte nach kurzer Zeit auch eine
Stadtbusausführung. Die Hamburger Hochbahn AG (HHA) zeigte sich jetzt schnell
interessiert, konnte dieser Omnibus doch bis zu 100 Fahrgäste (bei 0,125 m²
Stehplatzfläche/Person) befördern. In zwei Lieferungen beschaffte die HHA 1958
den Saturn II. Im Mai und im Juli 1958 kamen insgesamt 20 Fahrzeuge, die als
Stadtbusse die Wagennummern 6800 – 6819 erhielten. Die ersten zehn Wagen gingen
zum Betriebshof Harburg, weil dort mit Einstellung des O-Busbetriebs ein Bedarf
an Fahrzeugen mit hoher Beförderungskapazität bestand. Nach kurzem
Intermezzo in Wandsbek gelangten die restlichen Wagen der ersten Lieferung
schon im August 1958 ebenfalls nach Harburg.
Die im September 1958 in Betrieb genommene zweite Serie von 26 Wagen war
auch für den Stadtbusverkehr vorgesehen. Durch bedarfsweises Einfügen von
zusätzlichen Einzelsitzen waren die Wagen 6700 – 6725 zu sogenannten „Reisewagen“
umzugestalten. Wie schon vor dem II. Weltkrieg betrieb zu dieser Zeit die HHA
einen Reisedienst, mit dem man Ausflugsfahrten in die Umgebung von Hamburg
unternehmen konnte. Erste Einsatzbetriebshöfe dieser Wagen waren Wandsbek,
Harburg und Altona.
Diese Hochflurwagen, der Fußboden lag 860 mm über der Straßenoberkante,
verfügten – wie die Straßenbahnwagen - über einen markanten
Liniennummernkasten auf der vorderen Dachkante und erlaubten aufgrund der
Luftfederung eine nahezu erschütterungsfreie Fahrt. Mit diesem Wagentyp „von
der Stange“, der sich auch in anderen bundesdeutschen Städten im Einsatz
befand, war die HHA jedoch nicht zufrieden. Zusammen mit dem Hersteller
entwickelten Ingenieure der HHA das Fahrzeug weiter. Es entstand der „Typ
Hamburg“, der viele Modifikationen zu dem Saturn II von 1958 aufwies. Bis 1967
beschaffte allein die HHA den „Typ Hamburg“ über 600-mal. Wer Näheres wissen
möchte, der kann unter den „HOV-Nahverkehrsgeschichte(n)“ eine ausführliche
Darstellung der Saturn II-Geschichte nachlesen.
Der HOV hat zwar keinen Saturn II von 1958 in seinem Bestand, jedoch
kann die weitere Entwicklung dieses Fahrzeugtyps mit drei Originalexemplaren
aus den Jahren 1959, 1964 und 1967 repräsentativ dargestellt werden.
Der hier abgebildete Wagen 6801 wurde von Egon Ihde am 29.
März 1961 am Bahnhof Veddel aufgenommen. Auf dem heute vor dem
Bahnhof gelegenen „Wilhelmsburger Platz“ bestand seinerzeit eine große
Umsteigefläche, auf der vornehmlich zwischen den HHA-Verkehrsmitteln
Straßenbahn und Omnibus umgestiegen werden konnte. Im Hintergrund die auf
solchen Anlagen immer wieder anzutreffende Gaststätte für das „Bierchen
zwischendurch“. Der in der Nähe gelegene Bahnhof Veddel mit den
Nahverkehrszügen der DB hatte für den Umsteigeverkehr damals nur eine geringe
Bedeutung, weil der Gemeinschaftstarif noch nicht erfunden war.
Die Fahrgäste sind gerade mit der Straßenbahn aus der Innenstadt
angekommen, um nun in die Buslinie 54 umzusteigen, die sie über Wilhelmsburg
und Kirchdorf zur Kornweide bringt. Aufgrund des auch auf dieser Linie
eingeführten Einmannbetriebs hatten die Fahrgäste ganztägig vorne beim Fahrer
einzusteigen. Schon ab 30. Oktober 1961 wurde die Linie 54 bis nach
Steinwerder, Alter Elbtunnel verlängert.
Text: Lutz Achilles / HOV