Bild des Monats September 2008

 

 

1978 – Vor 30 Jahren endete der Betrieb der Hamburger Straßenbahn

 

Am 30. September 1978 endete der Betrieb der letzten Straßenbahnlinie Hamburgs, der zwischen Schnelsen und Rathausmarkt verkehrenden Linie 2. Am folgenden Tag, dem 1. Oktober 1978, konnten viele Hamburger Abschied von ihrer Straßenbahn nehmen. Hierfür fuhren die Bahnen zwischen 10 und 16 Uhr nach einem Sonderfahrplan noch einmal über die Gesamtstrecke. Parallel dazu verkehrten die Omnibusse auf der Nachfolgelinie 102, der heutigen Metrobuslinie 5, der Buslinie mit dem höchsten Fahrgastaufkommen in Europa.

 

Für die Straßenbahn fand nach 84,5 Jahren eine wechselvolle Geschichte, die eng mit der Entwicklung Hamburgs verbunden war, ihren (vorläufigen?) Endpunkt. Am 5. März 1894 nahm die erste Hamburger Straßenbahnlinie den Betrieb auf. Rasch erfolgte die Umstellung weiterer Pferdebahnlinien auf elektrischen Antrieb. 1897 war bereits nahezu das gesamte Pferdebahnnetz umgestellt. Weitere Netzerweiterungen folgten in den nächsten Jahren.

 

Die 1912 eröffnete Hochbahn führte zu einem über Jahrzehnte andauernden Nebeneinander zweier für Hamburg wichtiger Schienenverkehrsmittel. In Teilbereichen war die Hochbahn für die Hamburger eine Alternative, eine echte Konkurrenz zur Straßenbahn stellte sie aber noch nicht dar. Erst nach der Entscheidung des Senats Mitte der 1950er Jahre, die Straßenbahn zugunsten der  U-Bahn abzuschaffen, änderte sich die Situation. Es begann der Ausbau des U-Bahnnetzes und die Stilllegung von Straßenbahnstrecken. 1962 beförderte die U-Bahn erstmals mehr Fahrgäste als die Straßenbahn. Trotz weiterer Streckenstilllegungen wies die Straßenbahn aber noch über Jahre beachtliche Beförderungszahlen auf.

 

Die Erweiterung des U-Bahnnetzes blieb hinter den ursprünglich vorgesehenen Ausbauplanungen zurück. Omnibusse ersetzten zunehmend Straßenbahnlinien. Aber auch bei Arbeiten an Straßenbahnanlagen oder bei Straßenbauarbeiten übernahmen Omnibusse im Ersatzverkehr auf Zeit den Betrieb von Straßenbahnen. So auch am 6. November 1966, als Egon Ihde den Wagen 7473 (Magirus-Deutz Saturn II, Typ Hamburg) im Ersatzverkehr auf der Straßenbahnlinie 2 an der Haltestelle Hoheluftbrücke im Bild festhielt. Der HOV erhält mit dem Wagen 7450 einen Vertreter dieser Omnibuslieferung.

 

Wegen Ausbaus der Straßenkreuzung Hoheluftchaussee / Gärtnerstraße und dem dadurch notwendigen Abbruch von Gebäuden musste die Straßenbahnlinie 2 und die hier kreuzende Linie 15 unterbrochen werden. So verkehrten Omnibusse zwischen Schnelsen und U-Hoheluftbrücke. Auf dem verbleibenden Linienabschnitt der Linie 2 zur Horner Rennbahn fuhren weiter Straßenbahnen. Da an der Hoheluftbrücke für die Straßenbahn keine Kehrmöglichkeit bestand, mussten die Straßenbahnen über den im Hintergrund verlaufenden Lehmweg zum ehemaligen Betriebshof N (Lehmweg) fahren und dort kehren.

Der Hochbahner, der neben dem Omnibus steht, trägt an seiner Uniform die bis in die 1970er-Jahren bei Tätigkeiten im Straßenraum gebräuchliche weiß-rot-weiße Armbinde. In der Hand hält er eine weiß-rot-weiße Signalflagge, um dem Omnibus die Querung der Straße in Richtung Isestraße zu ermöglichen. Der Ausbau des Straßenzuges Hoheluftchaussee – Hoheluftbrücke – Grindelberg machte später den Bau von Haltestelleninseln auf der Brücke für die Straßenbahnfahrgäste notwendig. Dadurch veränderten sich die Umsteigewege zur U-Bahn. Bis dahin hielten die Straßenbahnen unterhalb der U-Bahnbrücke in der Nähe des Einganges zur U-Bahnhaltestelle.

 

Im Hintergrund sieht man an der Ecke Lehmweg / Hoheluftchaussee eine Filiale von „Spielzeug Rasch“ – ein vielen Hamburgern sicherlich noch bekanntes Geschäft. Heute befindet sich hier ein Steakrestaurant.

 

 

 

                                                                                            Text: Lutz Achilles / HOV

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