Bild des Monats Oktober 2008

 

 

1968 – 2008 40 Jahre DT 3 im Fahrgasteinsatz bei der Hamburger U-Bahn

 

Am 01. Oktober 1968 wurden die ersten beiden Einheiten des neuen U-Bahn-Wagentyps DT 3  (Wagen 9603–05 und 9609-11, seit 1988 801 1-3 und 803 1-3) in Betrieb genommen. Es handelte sich dabei um auf Rechnung des Hamburger Staates beschaffte Wagen. Bis zum 01.Januar 1970 gab es die Besonderheit, dass das U-Bahnnetz nicht allein im Eigentum der HHA stand. Die auf Wunsch des Hamburger Staates gebauten Strecken in die sogenannten Walddörfer und nach Langenhorn-Ochsenzoll betrieb die HHA zunächst nur auf Rechnung des Hamburger Staates. Hamburg musste hierfür auch Betriebsmittel zur Verfügung stellen. Die ersten sieben DT 3-Einheiten waren daher Staatswagen, die der Langenhorner Bahn zugeordnet wurden, erkennbar an einem an der Wagenkastenunterkante angezeichneten „L“. Neun später gelieferte DT 3 waren ebenfalls Staatswagen, nun aber für die Walddörferbahn. Zwischen 1968 und 1971 wurden insgesamt 127 DT 3 (381 Wagen) in drei Serien beschafft, die die Wagennummern 9603 bis 9983 (die Endnummern 99 jeweils nicht belegt) erhielten. Vom Herstellerwerk Linke-Hofmann-Busch (LHB), Salzgitter (heute Bombardier) wurden die DT 3 auf Güterwagen nahezu im Wochenrhythmus in der Hauptwerkstatt Barmbek angeliefert.

 

Die ersten Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs waren bei der HHA von einem Wiederaufbauwillen geprägt, der (nicht nur) ganz Hamburg  erfasst hatte. Zunächst galt es die bei den Bombenangriffen auf Hamburg zerstörten Gleisanlagen wieder herzustellen. Bereits 1950 konnte – mit Ausnahme der nicht wieder in Betrieb genommenen Zweiglinie nach Rothenburgsort – das gesamte U-Bahnnetz der Vorkriegszeit mit einer Länge von 65 km wieder befahren werden. Aber auch der Wagenpark der Hochbahn war durch Kriegseinwirkungen um 125 Stück reduziert, das entsprach in etwa 30 % des Vorkriegbestands. 1947 begann mit einem ersten Probewagen aus dem Hause Falkenried die Instandsetzung kriegszerstörter U-Bahnwagen. Ab 1948 begann die Serienfertigung. Bei diesen zunächst als „B-Wagen“, später „TU 1“ bezeichneten U-Bahnwagen handelte es um Neubauten unter Verwendung von Rahmen und Fahrgestellen kriegszerstörter Wagen. Ab 1953 standen 118 B-Wagen dem Betrieb zur Verfügung.

 

Der 1955 wieder aufgenommene Ausbau der U-Bahnnetzes und die ehrgeizigen Pläne des Senats, die U-Bahn in Hamburg stark auszubauen, zum Verkehrsträger Nr. 1 zu machen und die Straßenbahn damit überflüssig werden zu lassen, bedeuteten auch, dass der U-Bahnwagenpark stark erweitert und modernisiert werden musste. Obwohl die damaligen Ausbaupläne bis heute nur zu einem Bruchteil umgesetzt worden sind, konnten doch bis 1973 insgesamt 24 km Neubaustrecke dem Netz von 1950 hinzugefügt werden.

 

Die ersten modernen U-Bahnwagen waren 1958/59 die DT 1, von denen 50 Doppeltriebwagen  (100 Wagen) gebaut wurden. Ganz in Stahlbauweise erstellt, hatten diese Wagen ein hohes Eigengewicht und damit auch einen hohen Stromverbrauch, allerdings bei guten Beschleunigungswerten. Den Verantwortlichen der HHA war schnell bewusst, dass die Zukunft im Leichtbau bestand. Im Straßenbahn-und Omnibusbau hatte man bereits erste Erfahrungen mit der Leichtbauweise sammeln können. 

 

Nach zwei Probeeinheiten 1961 begann zwischen 1962 und 1966 die Auslieferung von insgesamt 184 Doppeltriebwagen des Typs DT 2. Alle Wagen waren in Leichtbauweise erstellt, das Design von der Geschwister-Scholl-Hochschule, Ulm entwickelt. Die Außenhaut der Wagenkästen war mit Nirostastahl ohne Lackierung verkleidet. Eine bewährte Form, die nahezu wartungsfrei war, wie die zwischen 1959 und 1961 aus umgebauten T-Wagen entstandenen „TU 2“ bewiesen. Lediglich die Wagenenden und die Türen erhielten einen Farbanstrich in orange-rot. Diese mit einer Fußpedalschaltung in PCC-Technik ausgestatteten DT 2 hatten ein für die damalige Zeit sehr modernes Aussehen und prägten zusammen mit den späteren DT 3 über Jahrzehnte das Erscheinungsbild der Hamburger U-Bahn.

 

1966 war der Streckenausbau noch nicht beendet, mit den bisher vorgenommenen Fahrzeugbeschaffungen war der Wagenpark nur erweitert worden. Eine umfassende Modernisierung stand noch aus, weil noch eine große Anzahl von U-Bahnwagen aus der Anfangszeit des Betriebs und der 1920er tagtäglich im Einsatz war. Am 30. Dezember 1970 konnte der fahrplanmäßige Einsatz von Altbauwagen bei der Hamburger U-Bahn beendet werden, weil mittlerweile ausreichend DT 3-Züge zur Verfügung standen.

   

Obwohl der DT 2 mit der Auslieferung jeder weiteren Lieferserie immer weiterentwickelt wurde, entschied man sich 1966, für die Linie U1 einen neuen U-Bahntyp, der nur einzelne Elemente des DT 2 übernahm, zu konstruieren. Das achtachsige Fahrzeug mit sechs Fahrmotoren erzielte eine für die Hamburger U-Bahn bis dahin unbekannt hohe Beschleunigung von 1,3 m/s².  Auffällig war, dass der neue DT 3 mit einer Länge je Einheit von 39,06 m jetzt über drei Wagenkästen verfügte und 92 Sitz- und 273 Stehplätze (0,15 m²/Pers.) bot. Die Sitzaufteilung 2 + 1 und der größere Sitzabstand im Mittelwagen – die Einführung der ersten Klasse bei der U-Bahn war damals geplant – verbesserte den Komfort für die Fahrgäste. Die beiden motorisierten Kopfwagen bezeichnete man als A- und B-, die Mittelwagen als C-Wagen. Bereits im Dezember 1966 konnte der bei LHB gebaute Prototyp 9600–01–02 an die HHA übergeben werden. Diese Einheit hatte allerdings noch die vom DT 2 bekannte 2+2-Bestuhlung.

  

Im Laufe der jetzt 40-jährigen Betriebszeit haben die DT3-Fahrzeuge eine Reihe von Veränderungen erfahren. Der am 16. Juli 1979 von Lutz Achilles im Betriebshof Farmsen aufgenommene DT 3 9739–41 (heute 846) zeigt einen DT 3, der sich noch weitgehend im Auslieferungszustand befindet. 1974/75 baute man Innenlautsprecher in den Fahrgastraum ein. Gleichzeitig erfolgte die Ausstattung mit Zugtelefonie. Ab März 1979 folgte mit einer Einheit versuchsweise und dann bis 1984 in alle Wagen der Einbau einer Türverriegelung, sowie von Außenlautsprechern und eine neue Farbgebung im Fahrgastraum (gelbe Türen und Stirnwände).

 

Zur Erprobung der Drehstromantriebstechnik wurden die letzte Serieneinheit 9981-83 (DAT 1) und der Prototyp 9600-02 (DAT 2) 1979 bzw. 1982 entsprechend umgebaut. Für die Erprobung des fahrerlosen Betriebs rüstete man die DT 3-Einheiten 9963 bis 9980 mit der notwendigen Technik (Linienzugbeeinflussung – LZB) aus. Vom 31. Oktober 1982 bis zum 08. Januar 1985 wurde ein Automatik-Versuchsbetrieb zwischen Volksdorf und Großhansdorf durchgeführt. Um sie weiterhin flexibel einsetzen zu können, erfolgte danach eine technische Anpassung an die Serienfahrzeuge. Der auffällige „Wulst“ an der Wagenfront mit den kleinen Halogenscheinwerfern ist bis heute ein äußerliches Erkennungsmerkmal dieser sechs Einheiten.

 

Ab 1985 begann die sogenannte „kleine Ertüchtigung“, u.a. mit der Verbesserung des Brandschutzes und Einbau einer Schleuder-Gleitschutzeinrichtung. Im Mai 1995 erschien mit der Einheit 833 - ab 1988 erhielten die Fahrzeuge die Wageneinheiten-bezogenen Nummern 801 – 919 (Serienwagen), 921 – 926 (ehemals LZB) und 931-932 (DAT) – ein wagenbaulich grundlegend modernisierter DT 3. Die Stahlfront war durch eine an den DT 4 optisch angelehnte Kunststofffront ersetzt worden. Durch Einbau von zusätzlichen Fenstern war nun ein Blickkontakt von Fahrer – Fahrgast und Fahrgast – Fahrgast durch sämtliche drei Wagenkästen einer Einheit möglich. Zusammen mit Sprechstellen an den Türen konnte das subjektive Sicherheitsgefühl der Fahrgäste gesteigert werden. Gleichzeitig wurde der Fahrgastraum (Sitze und Haltestangen) farblich den violetten Farbtönen der DT 4-Wagen der ersten vier Lieferserien angepasst. Allerdings wurden für dieses Programm nur 68 DT 3-Einheiten ausgesucht. Die restlichen Wagen musterte man bis 1999 aus. Seit 2007 erfährt der Fahrgastraum der verbliebenen DT3, mit Ausnahme der ehemaligen LZB-Einheiten 921 bis 926, erneut eine Aufarbeitung und optische Anpassung an die in blau gehaltenen DT 4 der 5. und 6. Serie. Der Einsatz der DT 3 ist bis 2015 vorgesehen.

 

 

Text: Lutz Achilles / HOV

Zu älteren Bildern des Monats