Bild des Monats März 2009
Vor 115 Jahren fuhr in Hamburg die erste elektrische Straßenbahn
Am 05. März 1894 nahm die Straßeneisenbahngesellschaft (SEG) die
erste auf elektrische Traktion umgerüstete Straßenbahnlinie Hamburgs in
Betrieb. Es handelte sich um die bisher als Pferdebahn betriebene Ringlinie um
die innere Stadt, die spätere Linie 26. Rasch folgten weitere Strecken. Bereits
1897 war das umfangreiche Pferdebahnnetz weitgehend umgestellt. Zur besseren
Unterscheidung der vielen Linien führte die SEG im Jahr 1900 Liniennummern ein.
Die bisherige Unterscheidung mit farbigen Zielschildern und Dachzeichen und
-laternen erwies sich als unzureichend, blieb aber über Jahre zusätzlich noch
bestehen.
In den nächsten Jahrzehnten wuchs das Straßenbahnnetz weiter. Die 1912
eröffnete Hochbahn stellte für die Straßenbahn aber eine Konkurrenz dar, weil
die Schnellbahn das im Außenbereich zerklüftete Stadtgebiet Hamburgs besser
anbinden konnte. 1918 wurde die SEG auf die Hamburger Hochbahn AG verschmolzen.
In der nun weitgehend unter dem Einfluss Hamburgs stehenden neuen Gesellschaft
fanden sich nun Straßenbahn und Hochbahn – und später noch die
Alsterschifffahrt und der Omnibus – wieder. Für die Straßenbahn begann in den
1920er Jahren eine umfangreiche Modernisierung von Wagenpark und
Betriebsanlagen.
1938 erreichte die Hamburger Straßenbahn mit 216,7 km Streckenlänge, 33
Linien sowie 746 Trieb- und 849 Beiwagen ihr Maximum. Der Zweite Weltkrieg und
die Bombenangriffe auf Hamburg führten auch bei der Straßenbahn zu starken
Zerstörungen. Gleichwohl gelang es immer wieder, nach kurzer Unterbrechung auf
Teilstrecken mit notdürftig reparierten Fahrzeugen zu fahren.
Die ersten Nachkriegsjahre waren vom Wiederaufbau und der Inbetriebnahme
moderner Großraumwagen vom Typ V6 und V7 geprägt. 1955 umfasste das
Streckennetz der Straßenbahn schon wieder 186,7 km mit 19 Linien. 477 Trieb-
und 559 Beiwagen standen bereit. Der Beschluss des von CDU und FDP geführten
Senats sah ab 1955 einen starken Ausbau des U-Bahnnetzes in Hamburg und einen
Rückbau der Straßenbahn vor, weil diese bei der Umsetzung zu einer
autogerechten Stadt störte. Die nachfolgenden Senate unter SPD-Führung setzten
diese Planungen fort. Immer wieder verschwanden Straßenbahnlinien aus dem
Stadtbild. 1972 umfasste das Straßenbahnnetz nur noch 74,1 km mit sieben
Linien, auf denen 229 Trieb- und 68 Beiwagen verkehrten. Am 30. September 1978
war dann, für viele Hamburger unverständlich, mit der Einstellung der
Straßenbahnlinie 2 Schluss.
Derzeit bestehen konkrete Überlegungen zur Wiedereinführung der
Straßenbahn in Hamburg, allerdings als moderne, niederflurige Stadtbahn. Es
bleibt abzuwarten, ob angesichts der Finanzkrise Hamburg dieses für einen
leistungsfähigen ÖPNV notwendige Projekt wird stemmen können und die für 2014
vorgesehene Inbetriebnahme erfolgen kann.
Am 17.05.1955 nahm die HHA zwischen Bramfeld, Hellbrook und
Langenfelde die Straßenbahnlinie 5 in Betrieb. Die seit 1943 aus dem
Stadtbild verschwundene Linie verkehrte über bereits vorhandene Strecken und
fungierte als Verstärkungslinie der zwischen Eimsbüttel und Wandsbek fahrenden
Straßenbahnlinien 3 und 16. Einige Streckenteile waren aber bisher ohne
Linienbetrieb. So kehrte die Straßenbahn nach dem Krieg in einzelne Straßenzüge
der westlichen Innenstadt und des Schanzenviertels zurück. Am ersten
Betriebstag setzte die HHA den 1954, anlässlich von „60 Jahre elektrische
Straßenbahn in Hamburg“ weitgehend in den Ursprungszustand von 1894
zurückgebauten historischen Triebwagen 656 ein. Zusammen mit dem
Beiwagen 310 befindet sich der Zug heute in der Sammlung des „Verein
Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V.“. Wegen der fehlenden Schleife in
Hellbrook mussten die Fahrgäste im Alltag nur ungleich jüngere Zweiachserzüge
nutzen. Erst nach Aufgabe des Abschnittes nach Hellbrook im März 1959 und
dessen Umstellung auf Omnibusbetrieb erlaubte den Einsatz moderner
Großraumwagen auf der übrigen Strecke Eichtal – Langenfelde. Aber am 31.12.1959
war für die Linie 5 schon wieder Schluss, als man den Betrieb auf der
Gesamtstrecke wieder aufgab.
Egon Ihde nahm diesen Triebwagen an der Doppelhaltestelle Neuer
Pferdemarkt auf. Links neben den Triebwagen sieht man eine beleuchtete, im
Hamburger Stadtgebiet weit verbreitete, Haltestellensäule mit regionaler
Werbung und Fahrplanaushängen. Das Dachzeichen (gelbes Malteserkreuz auf grün)
oberhalb der Zieltrommel stammt von der früheren Linie 10. Wie auf der
Zieltrommel zu sehen, kam an diesem Tag der Triebwagen auch auf der Linie 8 zum
Einsatz. Mit der am 17. Mai 1955 von Dehnhaide nach Rathausmarkt verlängerten
Linie 8 gab es eine neue Direktverbindung von Farmsen in Richtung Innenstadt.
Text: Lutz Achilles / HOV