Bild des Monats Juli
2009
Der
800. Geburtstag des Hamburger Hafens wurde 1989 groß gefeiert. Zunächst mit
den traditionellen Festtagen um den 7. Mai herum. An diesen vier
Veranstaltungstagen im Mai 1989 kamen rd. 3 Millionen Besucher zum Hafenfest.
Als Höhepunkt der Geburtstagsfeierlichkeiten war aber die
vom 13. bis 23. Juli 1989 erstmals durchgeführte Hamburg Sail ´89
gedacht. Es gab ein Stelldichein von mehreren 100 Segelschiffen, darunter 20
Großsegler (Windjammer). In der Presse wurde schon Tage im voraus von diesem
Großereignis für Hamburg intensiv berichtet. Zu den an den beiden Sonntagen 16.
und 23.Juli stattfindenden Auslaufparaden wurde ein Millionenpublikum erwartet.
Allein für den ersten Sonntag erwartete man bis zu fünf Millionen Zuschauer
entlang der Elbe im Hamburger Raum. Da am Veranstaltungsort nicht ausreichend
Parkplätze zur Verfügung standen, wurden die Autofahrer aufgefordert, auf den
Einsatz ihres Autos zu verzichten. Die Polizei kündigte umfangreiche und
weiträumige Sperrungen an, um so die Menschenmassen lenken zu können. Diese
Sperrungen sollten in Teilen auch den Busverkehr betreffen, so dass die
Besucher auf die Schnellbahnen verwiesen wurden.
Der HVV erarbeitete mit seinen Verbundpartnern ein
umfangreiches Paket an Verstärkungs- und Sonderlinien. Das Fahrtenangebot wurde
an allen Veranstaltungstagen verstärkt. Der Schwerpunkt lag eindeutig bei U-
und S-Bahn.
In den
Nächten vor den Sonntagen verkehrten alle U- und S-Bahnlinien zusätzlich zu den
verstärkten Nachtbuslinien durchgehend im 20-Minuten-Takt. An den Tagen der
Auslaufparade fuhren tagsüber alle Schnellbahnlinien verstärkt. Als
Besonderheit wurden (Verstärkungs-)Fahrgastzüge der U2 – erstmals seit 1973 –
über den Hafen und die Betriebsstrecke Schlump (U3) und Christuskirche
geleitet. Bei der S-Bahn gab es eine kombinierte Linie S1/S3 von Harburg
Rathaus über Landungsbrücken und Altona bis Blankenese. Zwischen Altona und
Blankenese bestand 3-Minuten-Betrieb.
Im Busverkehr gab es Einschränkungen bei zahlreichen
Buslinien im hafen- und elbnahen Raum, dagegen wurden andere Linien verstärkt.
Auch kamen Gelenkbusse u.a. auf den Linien 113, 115,183 und 250 zum Einsatz,
auf denen ansonsten dieser Fahrzeugtyp nicht anzutreffen war. Zusätzlich gab es
auch Sonderbuslinien, um die Fahrgäste von gesondert angelegten Park and Ride
(P+R)-Plätzen zur nächsten Schnellbahnhaltestelle zu bringen:
414 Lufthansa-Werft
U Alsterdorf
433 Oststeinbek (Wertkauf) – U Merkenstraße
449 Harburg, Großmoorbogen (Metro) – Bf. Harburg
450 Bostelbek, Mercedes – Finkenwerder, Auedeich
486 Volkspark, Parkplatz Braun/Grün – S Othmarschen
491 Schnelsen (Ikea) – U Niendorf Markt
Die Linien 433 und 449 wurden durch VHH bzw.
KVG betrieben, die übrigen von der HOCHBAHN.
Wegen der hohen Fahrgastzahlen bot der HVV die Gruppenkarte
für 10,50 DM – erstmals - im Vorverkauf an. Zur Freude der Sammler gab es diese
Karte für die beiden Sonntage jeweils mit einem maritimen Sondermotiv. Auf den
P+R-Plätzen der Sonderbuslinien – außer in Harburg – sollten Standschaffner für
einen problemlosen Fahrkartenverkauf sorgen.
Das Foto zeigt den HHA-Wagen 2586 (DB O 405) am 23.Juli
1989 als Sonderlinie 491 auf dem IKEA-Parkplatz in Schnelsen, Am Wunderbrunnen.
Rechts davon steht als Sonderverkaufsstelle der Wagen 2591 und der Dienst-Pkw
136. Der Eindruck von nur wenigen Fahrgästen ist nicht auf den Fotografen
zurückzuführen, sondern entsprach der Realität.
Das Fahrgastaufkommen fiel an den beiden Paradetagen hier
und auf den anderen Sonderlinien erheblich geringer aus, als erwartet.
Die für diesen ersten Tag vorhergesagten Besucherzahlen wurden mit 550.000,
davon 300.000 ÖPNV-Nutzer bei weitem nicht erreicht. Das lag zu einem an dem
schlechten Wetter am ersten Tag. Andererseits viel entscheidender war aber,
dass die Hinweise der Polizei und der Presse zum befürchteten Verkehrschaos und
die weiträumigen Verkehrsabsperrungen viele Besucher vom Besuch des
Großereignisses ganz abhielten. Gehörige Selbstkritik der Veranstalter und
eifrige Diskussionen in der Presse nach dem Veranstaltungssonntag bewirkten
eine Änderung der Strategie – insbesondere bei den Absperrungen. Dieser
Umstand, aber auch besseres Wetter, führte dazu, dass am zweiten Sonntag mit Auslaufparade
1,2 Millionen Besucher, davon rd. 650.000 Nutzer der ÖPNV, kamen. Das
Fahrgastaufkommen auf der Linie 491 blieb gering.
Dennoch hat der HVV zusammen mit seinen Verbundpartnern
sowie vielen engagierten Mitarbeitern den Besuchern die Leistungsfähigkeit der
öffentlichen Verkehrsunternehmen in Hamburg demonstrieren können. Ausreichende
Ressourcen zur Kapazitätserweiterung waren vorhanden.
Text: Lutz Achilles / HOV