25 Jahre
Mercedes-Benz O 405 in Hamburg
Im Laufe des Herbstes 1984 konnte man im Hamburger Straßenbild die
ersten Omnibusse vom Typ Mercedes-Benz O 405 sehen. Der neue Fahrzeugtyp war im
September 1984 anlässlich einer UITP-Tagung in Hamburg vorgestellt worden. Die
Übergabe der ersten Serienfahrzeuge an Vertreter der Hamburger Hochbahn AG fand
am 27.11.1984 anlässlich einer Feierstunde im Betriebshof
Hummelsbüttel statt. Unser Foto des Monats - erstmals mit zwei Motiven -
zeigt die zur Besichtigung bereitgestellten Wagen 2437, 2445 und 2439
und den auf der Hebebühne stehenden Wagen 2448 neben dem S80 1983,
der sich seit dem 11.01.1986 in der Fahrzeugsammlung des HOV befindet. Der
erste Einsatz eines MB O 405 im Hamburg erfolgte am 15.12.1984 mit Wagen 2431
auf der Linie 112. Der Fachbereichsleiter Betriebslenkung Oberfläche der HHA
übernahm hierfür einen Fahrdienst, um erste Erfahrungen und Reaktionen von den
Fahrgästen zu gewinnen.
Dieser neue Fahrzeugtyp war der Nachfolger des VÖV-Standardlinienbus Typ
I, der seit 1969 in Hamburg und anderen bundesdeutschen Städten in großer Zahl
auf den Straßen fuhr. Die ersten Entwicklungsschritte zu dem nach VÖV-Vorgaben
gebauten neuen Standardlinienbus der achtziger Jahre begannen 1976 in Hamburg
mit der Vorstellung des von den Fahrzeugwerkstätten Falkenried GmbH gebauten
VÖV II Wagen 1980. Danach folgten Konzeption und Bau des Überlandbusses
ÖNV-Bus Ü 80 (Wagen 1982) und ab 1979 die Nullserie des S 80, die auch in Hamburg
erprobt wurde. Einzelne Elemente, die auch später im O 405 Verwendung fanden,
wurden in den O 305-Serien für die HHA von 1982 (Schalensitze) und 1983/84
(Schalensitze und geschlossene Fahrerkabine) erprobt.
Gegenüber den Vorgängertypen wies der MB O 405 u.a. folgende
Verbesserungen auf:
Bessere Informationsanzeigen, niedrigeres Ein- und
Aussteigen, wartungsärmere Schalensitze, größere Kniefreiheit, bessere Heizung
und Lüftung, geringere Fahrgeräusche, geschlossene Fahrerkabine, automatische
Fahrtzielbänder, größere Wirtschaftlichkeit, einfachere Wartung und Reinigung.
Die anlässlich der Veranstaltung in Hummelsbüttel abgegebene Prognose,
nach der bis 1990 550 MB O 405 in Hamburg fahren sollten, konnte nicht
eingehalten werden. Das lag daran, dass ab der 2. Hälfte der 1980er Jahre von
politischer Seite die Niederflurigkeit und damit die Barrierefreiheit für
mobilitätseingeschränkte Personen gefordert wurde. Die noch in den ersten
Jahren geplanten hohen Beschaffungszahlen wurden deswegen in den Folgejahren
bei der HOCHBAHN und den übrigen Unternehmen im HVV erheblich reduziert. Die
HOCHBAHN beschaffte bis 1986 nur 195 Fahrzeuge, dazu in 1987 noch 50
Gelenkbusse vom Typ MB O 405G, die ein neues Farbschema aufwiesen. Danach trat
bei diesem Unternehmen eine Beschaffungspause ein.
Im Frühjahr 1990 erhielt die HOCHBAHN mit den Wagen 1001 – 1003 die
ersten drei MB O 405 in Niederflurausführung zwischen den Türen, aber auch
einer Stufe im Fahrzeuggang zum hinteren Fahrzeugteil. Parallel dazu in die
Erprobung gingen auch die drei von MAN gebauten Fahrzeuge 1004 – 1006 (MAN NL
202). Im Herbst 1990 kamen dann mit den Wagen 1011 – 1023 weiter entwickelte
Niederflurfahrzeuge zur HOCHBAHN. Sie hatten eine Einstiegsrampe für
Rollstuhlfahrer an der Mitteltür, die Stufe im hinteren Bereich entfiel.
In den Folgejahren wurde dieser jetzt als MB O 405N bezeichnete Typ für
Hamburg bei allen Unternehmen in großen Stückzahlen in verschiedenen
Ausführungen, auch als Schnell- und Gelenkbus, beschafft. Auch die als „N2“
bezeichnete Weiterentwicklung mit Knick in der Fensterlinie wurde von 1996 bis
2000 beschafft. 2001 endete dann die Produktion des O 405 (N), der hinsichtlich
Fahrkomfort und Zuverlässigkeit einen Höhepunkt in der deutschen
Omnibusgeschichte darstellte. Der HOV erhält mit Wagen 2575 seit 01.12.2002
einen Hochflurwagen aus der 1985 an die HOCHBAHN ausgelieferten Serie.
Bereits Ende 1997 hatte sich die HOCHBAHN für die Beschaffung des gerade
neu von Evo-Bus entwickelten Nachfolgetyps MB O 530 „CITARO“ entschieden. Die
ersten beiden Serien wiesen leider einige „Kinderkrankheiten“ auf, die in
späteren Lieferungen dann nicht mehr auftraten. Mit dem „CITARO“ fand der von
den VÖV-Betrieben in den 1960er-Jahren eingeschlagene Weg zur Standardisierung
im Omnibusbau sein Ende. Fortan legte wieder jeder Omnibushersteller Wert auf
ein eigenes „Gesicht“ und eigene Technik.
Heute sind die Einsatztage des MB O 405 in Hamburg gezählt. Zwischen
1984 und 2001 wurden für Hamburg von diesem Fahrzeugtyp insgesamt 1.436
Fahrzeuge (einschließlich O 407 und O 408) von den
Verbundunternehmen (ohne KVG) in verschiedenen Ausführungen beschafft.
Text: Lutz Achilles / HOV