Bild des Monats Dezember 2010

 

 

Mönckebergstraße - Eine Nahverkehrsmagistrale im weihnachtlichem Lichterglanz

 

Schon seit Jahrzehnten verbreiten zu Beginn der Adventszeit Tausende von Lichtern in der abendlichen Mönckebergstraße eine festliche Stimmung und eine zum Kauf anregende Atmosphäre. Waren es früher die Straße überspannende Lichterketten mit Glühbirnen, so sind es heute in den Baumkronen aufgehängte LED-Lämpchenketten.

 

Und mitten durch dieses Lichtermeer der Mönckebergstraße fahren seit nunmehr hundert Jahren öffentliche Verkehrsmittel. Waren früher die Straßenbahnen das bestimmende Verkehrsmittel in dieser zentralen Einkaufsstraße Hamburgs, so ist es heute der Omnibus. Die Fahrgäste der seit 1912 unter der Mönckebergstraße verkehrenden U-Bahn erleben diese festliche Beleuchtung, wenn sie beim Barkhof die Haltestelle Mönckebergstraße verlassen.

 

Unser Bild des Monats zeigt eine typische Verkehrsszene aus dem Dezember 2009 mit Schnellbussen. Das Schnellbussystem gibt es in Hamburg seit 1955, die 1957 eingerichtete Linie 37 fährt seit 24.09.1967 auch durch die Mönckebergstraße. Zugleich spiegelt das Foto den mittlerweile vollzogenen Umbruch im Schnellbusbestand wieder. Prägten seit 1994 die (anfangs) 84 Schnellbusse von Typ MB O 405 N das Straßenbild und auch das der Mönckebergstraße, so vollzog sich 2009 und 2010 ein großer Wandel. Als Ersatz für die verbliebenen Fahrzeuge von 1994 beschaffte die HOCHBAHN in diesen beiden Jahren insgesamt  65 Citaro-Schnellbusse (MB O 530 N2, davon zwei LowEntry). Auf dem Foto sehen wir den 2009 beschafften Wagen 6915 auf der Linie 37 an der Haltestelle Hauptbahnhof / Mönckebergstraße, dahinter einen alten O 405 N.  Noch kurz vor dem Einsatzende der O 405 N-Schnellbusse im August 2010 gelang es dem HOV im Mai 2010, mit dem Wagen 6502 einen dieser Niederflur-Schnellbusse in seine Sammlung aufzunehmen.

 

Die Mönckebergstraße verdankt ihre Entstehung dem Willen von Senat und Bürgerschaft, die ungesunden Lebensverhältnisse in der Innenstadt zu beseitigen. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts prägten alte, eng zusammenstehende Häuser in schmalen Straßen auch die Gegend zwischen Rathaus und dem 1906 eröffneten Hauptbahnhof. Im Zuge der Planungen für eine unterirdisch zu führende Schnellbahn wurde entschieden, mitten durch das bisherige Wohngebiet eine 30 m breite und rund 800 m lange Straße vom Rathaus zum Hauptbahnhof zu bauen, die auch die künftige Schnellbahntrasse aufnehmen sollte. Um diese neue Durchbruchstraße zu schaffen, wurde hier ab 1906 das Gängeviertel weiträumig abgebrochen. Die U-Bahnstrecke konnte in offener Bauweise erstellt werden. Anstelle von Wohnbauten entstanden nun repräsentative Geschäfts- und Kontorhäuser. Am Pferdemarkt (heute Gerhart-Hauptmann-Platz) steht seitdem das bekannte KARSTADT-Warenhaus.

 

Für dieses große Bauprojekt in der Hamburger Innenstadt war der 1908 verstorbene Bürgermeister Mönckeberg ein entschiedener Befürworter. Die bis dahin namenlose Straße hieß deswegen seit ihrer Einweihung im Oktober 1909 nach ihm „Mönckebergstraße“. Ab 18.03.1910 verkehrten erste Straßenbahnen durch die noch im Bau befindliche Geschäftsstraße. 1914 war die Bebauung der Straße weitgehend abgeschlossen. Im Juni 1925 fuhren hier dann auch erste Omnibusse. Aufgrund der Zerstörungen nach der Bombardierung der Hamburger Innenstadt ruhte ab Juni 1944 der Straßenbahn- und U-Bahnverkehr hier mehrmals. U.a. war der U-Bahntunnel an mehreren Stellen durch Bombentreffer eingebrochen, so dass ein Verkehr über und unter der Mönckebergstraße unmöglich war. Die Straßenbahnen konnten zeitweise auf die Strecken durch die Steinstraße und die Hermannstraße ausweichen. Ab November 1945 war die Mönckebergstraße für die Straßenbahn wieder befahrbar, die unter dieser Straße liegende U-Bahnstrecke stand dem U-Bahnbetrieb ab 1946 wieder zur Verfügung. Allerdings gelang es erst 1950 die wieder instandgesetzte Haltestelle Barkhof, heute Mönckebergstraße zu eröffnen.

 

Der Wiederaufbau der teilweise zerstörten Geschäftshäuser – wenn auch teilweise in vereinfachter Form - dauerte bis in 1950er-Jahre. Danach kehrte das geschäftige Treiben hier tagsüber zurück. Nach Aufgabe der Straßenbahnstrecke durch die Mönckebergstraße im Mai 1978 begann ab 1980 der grundlegende Umbau dieser Geschäftsstraße. U.a. wurden die Gehwege auf Kosten der Fahrbahnen verbreitert. Viele der Geschäfts- und Kontorhäuser sind mittlerweile saniert, wobei auch versucht wurde, das historische Erscheinungsbild der Gebäude wiederherzustellen. Heute ist die Mönckebergstraße eine weitgehend für den Individualverkehr gesperrte Straße, so dass der Busverkehr neben den starken Fußgängerströmen hier vorherrscht.

 

Text: Lutz Achilles / HOV     


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