Bild des Monats November 2011

 

 

November

 

Nebel, Regen, Wind, wenig Sonne, niedrige Temperaturen, erster Schnee und Tage, an denen es nicht richtig hell wird. Diese Attribute prägen den Monat November und so ziehen sich die Menschen in ihr Zuhause zurück und machen es sich dort gemütlich. Der November ist auch der letzte Monat im Kirchenjahr und ein Monat der Besinnung und des Gedenkens. In diesen Zeitabschnitt fällt die Totengedenkwoche mit „Volkstrauertag“ und „Totensonntag“ und die evangelisch Gläubigen begehen am Mittwoch zwischen den beiden Sonntagen den „Buß- und Bettag“, bis 1994 arbeitsfrei. Es ist Brauch, in dieser Zeit die Gräber der Angehörigen zu besuchen und spätestens jetzt winterfest zu machen.

 

Das bedeutete früher ein erhöhtes Fahrgastaufkommen zu den Friedhöfen für die Verkehrsunternehmen in Hamburg. Unser Bild des Monats erinnert daran. Die Linie 188 (heute MetroBus 2), die vom Bf. Altona kommend auf ihrem regulären Linienweg Richtung Schenefeld den Altonaer Volkspark mit dem Hauptfriedhof Altona nur tangiert, erhielt an den drei Gedenktagen Verstärkungsfahrten, die von der Luruper Chaussee abzweigend die Stadionstraße befuhren und so für die Besucher des Hauptfriedhofs Altona eine bequeme Anbindung herstellten. Am Volkstrauertag 16.11.1980 steht der DB O 305 Wagen 1464 (Baujahr 1974) der HHA vom Betriebshof Schützenhof (Altona) am Endpunkt Hellgrundweg / Luftbadweg. Hinter der Windschutzscheibe sieht man ein weißes Steckschild aus Kunststoff mit dem Fahrtziel, weil dieses auf dem Fahrtzielband – trotz annährend 100 Zielen – nicht enthalten war. Der Bus trägt als Banden- und Frontwerbung die älteren Hamburgern vielleicht noch geläufige Werbebotschaft „… mit Schuhen von Görtz.“ für das gleichnamige Schuhhaus. Untersuchungen belegten, dass das Schuhhaus mit dieser Werbung und den schnell merkbaren Sprüchen auf zahlreichen Bussen damals seinen Bekanntheitsgrad stark steigern konnte, auch ein gutes Beispiel für effiziente Verkehrsmittelwerbung. Wagen 1464 hält an einem provisorischen Haltestellenmast mit Betonsockel und der damals üblichen Haltestellenfahne. Im Hintergrund sieht man den vielen Parkbesuchern sicherlich bekannten Kiosk.

   

Dieser Endpunkt befand sich inmitten des Altonaer Volksparks im Stadtteil Bahrenfeld, heute mit 205 ha Hamburgs größter öffentlicher Park. Diese beliebte Grünanlage mit waldartiger Struktur verdankt ihre Entstehung fortschrittlich denkenden Stadtvätern. Die Verantwortlichen der damals noch nicht zu Hamburg gehörenden Großstadt Altona erwarben ab 1903 die am Rande der Stadt liegenden Bahrenfelder Tannen und weitere Flächen, um so für die  Bevölkerung Altonas Erholungs- und Freizeitflächen zu schaffen und die Volksgesundheit im ansonsten dicht besiedelten Altona zu verbessern. Ab 1913 begann die Herrichtung der Flächen, die Fertigstellung der Gesamtanlage sollte sich aber bis Anfang der 1930er-Jahre hinziehen. Verantwortlicher Gartenbaudirektor war Ferdinand Tutenberg, der auch eine Fläche von heute 63 ha aus dem Volkspark herauslöste und hierauf von 1916 bis 1923 den Hauptfriedhof Altona errichtete. Der Hauptfriedhof Altona, heute neben Ohlsdorf und Öjendorf einer der drei Hauptfriedhöfe der Hansestadt, ist überwiegend als Rasenfriedhof angelegt. Eine Besonderheit stellt die HSV-Grabstätte für besonders eng mit dem Verein verbundene Fußballfans dar. Denn unmittelbar in Friedhofsnähe findet sich die heute vom HSV genutzte Fußballa­rena auf historischem Grund. 1925 errichtete hier die Stadt Altona ein Stadion, nach dem 2. Weltkrieg entstand auf Trümmerschutt das legendäre Volksparkstadion.

 

Unbekannte haben am Haltestellenmast ein Plakat befestigt, auf dem an die HHA appelliert wird, diese Busverbindung ganzjährig anzubieten, um so den Besuchern des Hauptfriedhofs auf Dauer den Weg zu den Gräbern zu erleichtern. Dieser Wunsch ist genauso wenig in Erfüllung gegangen, wie der Vorschlag, eine Schienenanbindung für den Altonaer Volkspark und die heutigen Arenen zu schaffen. Dabei war dieser Teil des Parks bereits früher mit der Bahn zu erreichen. Der Bus steht in unmittelbarer Nähe zum Volksparkstadion im Bereich der ehemaligen Wendeschleife der Straßenbahn. Zwar wurde hier bereits 1959 mit der Stilllegung der Straßenbahnlinie 12 der Linienverkehr zwischen Luruper Chaussee und Hellgrundweg  aufgegeben, bis 1967 blieb die auf einem eigenem Gleiskörper in Randlage der Stadionstraße zweigleisig verlaufende Strecke für Sonderverkehre aber weiter in Betrieb. Bis zum 17.10.1967 pendelte hier an Spieltagen des HSV für Schwerbehinderte ein V2P. Aber für die Stilllegung des Straßenbahnverkehrs hier und im übrigen Hamburg zeichneten eben weniger fortschrittlich denkende Stadtväter verantwortlich.

 

Text: Lutz Achilles / HOV

 


Zu älteren Bildern des Monats