Bild des Monats Januar 2012

 

 

Arbeitswagen bei der Hamburger U-Bahn

 

Im Februar 2012 besteht die Hamburger U-Bahn 100 Jahre und ist damit nach Berlin die zweitälteste U-Bahn Deutschlands. In Hamburg wird die U-Bahn aufgrund der vielen oberirdischen Strecken auch traditionell „Hochbahn“ genannt. An der von den beiden großen Elektrizitätsgesellschaften „AEG“ und Siemens“ im Mai 1911 gegründeten Betriebsgesellschaft „Hamburger Hochbahn AG“ (HHA bzw. HOCHBAHN) ist seit 1918 der Hamburger Staat beteiligt, so dass diese Gesellschaft auch dadurch zu einem Instrument für die Entwicklung von Hamburg und der 1937 nach Hamburg eingemeindeten Nachbarstädte geworden ist. Hierzu bediente man sich nicht nur der U-Bahn, sondern auch der Straßenbahn, dem Bus und der Alsterschifffahrt. Wir werden in 2012 sicherlich auf einige interessante Aspekte zurückkommen, insbesondere aus dem Bereich der U-Bahn.

 

Aber jedes Verkehrssystem bedarf der regelmäßigen Wartung, Instandsetzung und Entwicklung. Während das im Fahrdienst beschäftigte Personal für den Fahrgast sichtbar „das Verkehrsmittel“ vertritt, handelt das Wartungspersonal eher im Hintergrund. Technische Hilfsmittel erleichtern aber deren Arbeit. Auch bei der Hamburger U-Bahn setzt sich der Wagenpark nicht nur aus Personentriebzügen, sondern auch aus einer Anzahl von Spezialfahrzeugen zusammen, die der reibungslosen Betriebsabwicklung auf dem heute über 100 km langen U-Bahnnetz dienen.

 

Unser Bild des Monats zeigt stellvertretend für den vielfältigen Arbeitswagenpark der U-Bahn den früher der Schienenpflege dienenden Schmierzug. Am 6.12.1980 erreicht bei winterlichem Wetter die Schienenpflege 8042/43 die gerade im Umbau befindliche Haltestelle Lattenkamp. Der mit der Bezeichnung „AT 4“ geführte Arbeitswagen glänzt noch in seinem neuen Lack. Im Sommer 1980 ging er nach Umbau aus dem Doppeltriebwagen 9058/59 der 1958/59 gebauten Reihe DT1 in Betrieb. Zusammen mit dem etwas später ebenfalls zu einem „AT4“ umgebauten DT1 9082/83 (wurde zu 8044/45) ersetzten sie die Schienenpflegewagen 8040 und 8041, der damals schon länger abgestellt war. Diese waren 1959 und 1963 aus den 1914 gebauten Zweirichtungs-Triebwagen 177 und 179 entstanden. Der Wagen 8040 ist noch existent und steht heute im Verkehrsmuseum des VVM am Schönberger Strand. Zusammen mit dem in der Abstellanlage Horner Rennbahn stehenden Triebwagen 18 (Falkenried 1911) könnte so noch die letzte Einsatzepoche der T-Wagen (60er Jahre) abgebildet werden.

 

Wie ihre Vorgänger dienten diese Arbeitszüge auch dem innerbetrieblichen Posttransport zwischen dem Hochbahnhaus und den damals noch weitgehend mit Aufsichtspersonal besetzten U-Bahn-Haltestellen. Weiterhin war eine Vorrichtung zum Schmieren der Schienenkanten vorhanden, um so in Kurven die Gleitfähigkeit zu verbessern und das Kurvenquietschen zu vermindern. Um die Aufgaben zu erfüllen, gab es einen festen Fahrplan, nach  dem werktags das gesamte Streckennetz morgens und nachmittags von je einem Arbeitstriebwagen befahren wurde. Diese Wagen erzielten damit die höchste Tageslaufleistung von Arbeitszügen. Der Abzug des festen Haltestellenpersonals und der Einbau von Schmiereinrichtungen in normalen U-Bahnzügen machte ab 20.12.2004 den Einsatz dieser beiden mittlerweile in „025“ und „026“ umgezeichneten Arbeits-Doppeltriebwagen entbehrlich.

   

Wie erwähnt, befand sich im Dezember 1980 die Haltestelle Lattenkamp gerade im Umbau. Das Aussehen der 1914 eröffneten Haltestelle änderte sich dadurch grundlegend. Das alte Haltestellendach war bereits abgetragen, als Wetterschutz diente vorübergehend ein von Straßenbahn und Bus bekannter Fahrgastunterstand vom Typ 1. Als Ersatz für das im Hintergrund noch sichtbare Treppenhaus mit dem Abgang zur Meenkwiese bekam die Haltestelle einen mittig angeordneten Abgang zum Lattenkamp und der Bebelallee, um so die Umsteigeverhältnisse zum Bus zu verbessern. Zusätzlich zu einer Rolltreppe entstand auch ein Fahrstuhl. Nach Abbruch des alten Abgangs wurde im Bereich der ehemaligen Schalterhalle eine Trafostation eingebaut und der Bahnsteig bis zur Berücke verlängert, um so den nördlichen Bahnsteigteil (Ri. Alsterdorf), der sehr schmal zulief, zu ersetzen. An der Lage der Stromschienen ist noch heute sehr gut zu erkennen, wie weit damals der alte Bahnsteigteil reichte.    

 

Text: Lutz Achilles / HOV     


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