Bild des Monats Mai 2012
Historische
Verkehrsmittel in Hamburg
Seit
1839 gibt es in Hamburg einen öffentlichen Nahverkehr. Bis heute haben sich das
Verkehrsgebiet und die eingesetzten Verkehrsmittel stark geändert. Pferdebahnen
lösten die Pferdeomnibusse ab. Ab 1894 übernahmen elektrische Straßenbahnen in
Hamburg und seinen Nachbarstädten die Aufgaben der Pferdebahn. 1906 bzw. 1912
ergänzten mit den heutigen S- und U-Bahnen elektrische Schnellbahnen den
Betrieb. 1921 erschienen die ersten Omnibusse der HOCHBAHN im Straßenbild. Aber
Hamburg ist auch eine Stadt mit viel Wasser, so dass seit 1859 bzw. 1888
Alster- und Hafenschiffe mit für die Mobilität der Bevölkerung sorgen. Dass man
heute in Hamburg einen Teil dieser facettenreichen Geschichte mittels
historischer Verkehrsmittel im Original darstellen kann, beruht im Wesentlichen
auf privater Initiative.
Auch
der HOV trägt dazu bei. Unser Bild des Monatszeigt einen Teil der umfangreichen
Bussammlung. Am 28.04.2012 mussten einige Museumsbusse aus der
Wagenhalle gefahren werden, um Arbeiten innerhalb der Halle ausführen zu
können. Auf dem weitläufigen Betriebshofgelände stehen von links nach
rechts: 5702 (Magirus-Deutz 150 R/L 12, Baujahr 1967), 6495(Daimler-Benz
O 321H, Baujahr 1955), 6499(Büssing-Präfekt 13 D, Baujahr 1965) und 7450
(Magirus-Deutz Saturn II, Baujahr 1964).
Während
es in anderen deutschen Großstädten die örtlichen Verkehrsunternehmen, meist
mit Unterstützung engagierter Mitarbeiter,selbst übernahmen, im Laufe der
Jahrzehnte große Sammlungen von historischen Verkehrsmitteln anzulegen und
häufig einsatzfähig zu halten, ist man in Hamburg einen anderen Weg gegangen.
Das liegt sicherlich auch daran, dass Hamburg maritim geprägt und eine Stadt
der Kaufleute und des Kommerzesist. Und wie bei anderen Museen ist auch mit dem
Erhalt historischer Verkehrsmittel meist kein Gewinn zu erzielen. Aber wie in
anderen Städten auch, gibt es in Hamburg schon seit Jahrzehnten einen Kreis von
an der Geschichte des öffentlichen Personennahverkehrs Interessierten, oft
etwas despektierlich als „Verkehrsamateure“ bezeichnet.Anfang der 1950er Jahre
fanden sich so die „Hamburger Verkehrsamateure“ zusammen, um sich, auch mit
Unterstützung der Hamburger Hochbahn AG, über Aktuelles und Vergangenes des
Hamburger Nahverkehrs auszutauschen. Aus diesem Personenkreis entstand der
heutige „Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V. (VVM)“.Ein erster
Versuch, die seit 1961 stillliegende Strecke der sogenannten
Walddörfer-Straßenbahn zwischen Ohlstedt und Wohldorf als erste
Museumsstraßenbahnstrecke Deutschlands zu erhalten, scheiterte 1965 endgültig.
Auch die Überlegung, im 1842 eröffneten Bahnhof Bergedorf-Süd ein
Verkehrsmuseum einzurichten, führte nicht zum Erfolg.
Mitte
der 1960er Jahre stand bei den Verkehrsmitteln der HHA ein Umbruch an. Viele
Vorkriegsfahrzeuge hatten ihre Einsatzzeit erreicht und standen zur
Verschrottung an. Dem VVM gelang es mit finanzieller Unterstützung seiner
Mitglieder, 20 Straßenbahn – und vier U-Bahnwagen zu erhalten. Während die
Sammlung von Straßenbahnwagen heute noch beim VVM in dessen Museum am
Schönberger Strand zu sehen ist, sind die U-Bahnwagen später wieder in das
Eigentum der HHA zurückgelangt und können heute, nach einer aufwendigen
Instandsetzung, zu besonderen Anlässen gezeigt werden. Auch konnte erreicht
werden, dass die HOCHBAHNmittlerweile weitere U-Bahnfahrzeuge späterer
Generationen für museale Zwecke hinterstellt hat. Zahlreiche Exponate zur
U-Bahngeschichte, oft durch engagierte Mitarbeiter vor dem Verschwinden
gerettet, finden sich heute in dem U-Bahnmuseum auf dem Gelände der
Hauptwerkstatt, das leider einer interessierten Öffentlichkeit nur selten
zugänglich ist.
Der
HOV hat seine Wurzeln im VVM. Eine kleine Gruppe von Vereinsmitgliedern setzte
sich ab 1975 dafür ein, dass auch für Hamburg typische Busse erhalten blieben.
Hieraus entstand die heutige Fahrzeugsammlung des HOV mit dem Themenschwerpunkt
Busse der HOCHBAHN. Die schnell wachsende Sammlung bestand damals aus
ehemaligen Hochbahnbussen, die vor der Verschrottung gerettet werden konnten.
Entsprechend schlecht war meist deren Erhaltungszustand. Seit einigen Jahren
ist es aber möglich, mit Unterstützung der HOCHBAHN, Busse am Ende ihrer
Einsatzzeit direkt aus dem Betrieb zu übernehmen. Hierdurch reduziert sich ein
künftiger Instandhaltungsaufwand erheblich. Die Unterbringung der
Fahrzeugsammlung in Hallen ist bis heute nur durch das finanzielle Engagement
seiner Mitglieder möglich gewesen, aus Kostengründen leider nur in Hallen im
Hamburger Umland und in der Vergangenheit nicht immer optimal für historische
Busse. Die Arbeit des HOV wird mittlerweile durch die HOCHBAHN auf vielfältige
Art unterstützt.
Zu
ihrem 50-jährigen Jubiläum präsentierte die VHH den durch Mitarbeiter in
eigener Werkstatt vorbildlich restaurierten Bus 6406 (Büssing Präsident,
Baujahr 1964). Die Rückführung des Busses zur VHH konnten Mitglieder des HOV
1986 vermitteln. Mittlerweile ergänzen ein Magirus-Deutz Saturn II-Reisebus von
1962 und ein Daimler-Benz O 305 von 1984 die historische Fahrzeugflotte der
VHH.
Der
Vollständigkeit halber müssen auch der Verein Alsterdampfschiffahrt (VAD) und
die Historische S-Bahn Hamburg e.V. erwähnt werden. Dem VAD ist es zu
verdanken, dass die HOCHBAHN-Tochter ATG heute die Motorbarkasse „Aue“ als
Kulturdenkmal einsetzen kann. 1994 gelang mit der Wiederindienststellung der
„St. Georg“ die Rückkehr des ältesten Fahrgastschiff Deutschlands auf die
Alster. Die Finanzierung des Wiederaufbaus dieses Schiffes war nur mit
Unterstützung der Mitglieder, die u.a. selbstschuldnerische Bürgschaften
übernahmen, möglich. Hinzu kommt der große persönliche Einsatz der Mitglieder,
um den regelmäßigen Fahrbetrieb auf der Alster mit meist ehrenamtlich tätigem
Personal sicherzustellen. Das gilt auch für die Mitglieder der Historischen
S-Bahn, die zusammen mit der S-Bahn Hamburg GmbH durch den Erhalt von zwei
S-Bahn-Triebzügen die Geschichte der Hamburger S-Bahn darstellen.
Alle
genannten Vereine richten jährlich den „Verkehrshistorischen Tag“ aus, im
Oktober 2012 bereits zum zwölften Mal. Hierfür erhalten sie die Unterstützung
durch den Hamburger Verkehrsverbund und den in Hamburg tätigen
Verkehrsunternehmen. Auch bei dieser Veranstaltung zeigen die Vereine, dass
Amateure auch professionell arbeiten können und sich als Partner für die
Verkehrsunternehmen anbieten, wenn es um die Darstellung derer Geschichte geht.
Auch wenn im Laufe der Jahrzehnte schon viel erreicht worden ist, um die
vielfältige Verkehrsgeschichte in Hamburg erlebbar darzustellen, so wäre doch
eine noch stärkere Unterstützung, auch durch andere Institutionen,
wünschenswert. Denn der Erhalt der historischen Verkehrsmittel erfordert nicht
nur persönliches Engagement, sondern auch den Einsatz erheblicher finanzieller
Mittel.
Text: Lutz Achilles / HOV