Bild des Monats Januar 2013
Neoplan-Probewagen
in Hamburg
In
unserem Bild des Monats November 2012 hatten wir kurz die Entwicklung von den
VÖV-Standardbussen zum heutigen CITARO dargestellt und erwähnt, dass die Firma
Neoplan Bus GmbH mit ihrem N 416 SL II bereits 1982 Vorreiter war bei der
Umsetzung der VÖV-Vorgaben für den Standardlinienbus II in der
Serienproduktion. Mercedes-Benz folgte mit dem O 405 erst im Herbst 1984.Dass
Neoplan noch vor den beiden Linienbusherstellern Mercedes-Benz und MAN ein
serienreifes Fahrzeug anbieten konnte, sorgte bei diesen nicht für
Begeisterung. Überlegungen von Neoplan, Motoren der Mitbewerber
Mercedes-Benz und MAN in den N 416 einzubauen, zerschlugen sich anfangs, weil
die Konkurrenten eine Lieferung ablehnten. Stattdessen kamen luftgekühlte
Motoren von KHD bzw. wassergekühlte Motoren von DAF zum Einsatz.
Die
VHH erprobten einen N 416 SL II mit DAF-Motor von Ende 1983 bis März 1984.
Unser Bild des Monats erinnert daran. Am 17.12.1983 hält der (winterlich
verschmutzte) VHH 8350 an der Haltestelle U/S Hauptbahnhof (Steintorwall)
zum Fahrgastwechsel. Für den Probeeinsatz erhielt der Bus einen
Fahrzielbandkasten aus einem O 305, so dass die Fahrgäste noch nicht in den
Genuss der für den SL II vorgesehenen großen Fahrtzielanzeige kamen. Für die
VHH typisch war die Angabe des Linienverlaufs im Fahrtziel, ergänzt um den
Zusatz „und zurück“. Die VHH behielten diese Besonderheit auch bei den 1985
beschafften O 405 noch bei.
Der
Bus fährt auf der Linie 120, der ehemaligen BGE-Linie 13, über Rothenburgsort
nach Geesthacht. An der durch HHA und VHH gemeinsam genutzten Haltestelle
erkennt man links den Hinweis auf die HHA-Linie 119, die seit Herbst 1983
zwischen Hbf./ZOB und Rothenburgsort, Zollvereinsstraße gemeinsam mit den
VHH-Linien 120 bis 125 den Stadtteil Rothenburgsort mit der Innenstadt verband.
Zuvor fuhr dort die Linie 112 hin, die 1959 als Buslinie 52 die bis dahin nach
Rothenburgsort verkehrende Straßenbahnlinie 12 ersetzte. Zum Winterfahrplan 1984/85
verschwand die Linie 119 aus den HVV-Fahrplanbüchern, bestand aber intern fort.
Die ansonsten stündlich in das ländliche Hamburg, die Vier- und Marschlande,
verkehrende Linie 120 erhielt jetzt Kurzläufer zur Zollvereinsstraße, die einen
dichteren Takt aufwiesen. Diese intern als „119“ bezeichneten Fahrten führte
die VHH jetzt im Auftrag der HHA durch, bis Dezember 2012. Mit der seit dem
09.12.2012 bestehenden Verlängerung der VHH-Metrobuslinie 3 über Hauptbahnhof
und Rothenburgsort zum Heizkraftwerk Tiefstack können die Kurzläufer der Linie
120 entfallen. Die nach Bahrenfeld und Schenefeld verkehrende Metrobuslinie
bietet den Rothenburgsortern wieder eine verbesserte Anbindung an die Hamburger
Innenstadt, und – wie zwischen 1955 und 1959 mit der Straßenbahnlinie 12 –
wieder eine Direktverbindung in den Hamburger Westen.
Ein weiterer Neoplan in Hamburger Lackierung und mit KHD-Motor kam im zweiten Quartal 1984 unter der VHH-Wagennummer 8470 ebenfalls in die Erprobung. Bis 1985 nahm Neoplan noch einige technische Veränderungen vor. Zur Beschaffung dieses Fahrzeugtyps konnten sich in Westdeutschland letztendlich nur wenige Verkehrsbetriebe entschließen (darunter Bremen und München), die gebaute Stückzahl blieb gering. Hamburg blieb weiterhin eine „Mercedes-Stadt“. Ein Neoplan N 416 SL II konnte bis heute erhalten werden. Das korporative HOV-Mitglied „Omnibus-Club München (OCM)“(www.omnibusclub.de) erhält seit Oktober 2007 den 1986 durch die Stadtwerke München beschafften Bus 4712 museal.
Text: Lutz Achilles / HOV