Bild des Monats Februar 2013

 

 

1972 fuhren die ersten Eilbusse durch Hamburg

 

„Gleich schnell und pünktlich wie der Pkw“ – unter dieses Motto stellte der HVV sein 1972 neu eingeführtes Produkt „Eilbus“. Die in Hamburg damals schon etablierten Angebote von „Stadtbus“ und „Schnellbus“ hatten ihren Beginn lange vor der Gründung des HVV 1965. Während das mit Erfolg zum Sommerfahrplan 1970 eingeführte Nachtbusnetz nur eine Überarbeitung des schon seit Jahrzehnten in Hamburg bewährten Nachtverkehrs darstellte, war der am 14.02.1972 eingeführte Eilbus mit seinen zwei Linien eine echte Neuerung für Hamburg. Mit unserem Bild des Monats wollen wir daran erinnern.

 

Um dem wachsenden Bedarf nach modernem Wohnraum in Hamburg Rechnung zu tragen, entstanden am Rande der äußeren Stadt neue große Wohngebiete – meist fernab einer leistungsfähigen Schienenanbindung. Aufgrund der politischen Vorgabe, das weitverzweigte Straßenbahnnetz abzubauen, enthoben sich die Verantwortlichen der Möglichkeit, mit einer modernen Straßenbahn eine  kostengünstige Anbindung der neuen Wohngebiete zu erreichen. Der im Zuge des Abbaus der Straßenbahn versprochene Ausbau der Schnellbahn lag zu dieser Zeit schon weit hinter den Planungen zurück. Auch setzte die angespannte Finanzkraft Hamburgs bereits damals neuen  Schnellbahnverbindungen enge Grenzen. Es verblieb so nur der Bus, um mit ihm die verkehrliche Anbindung dieser Neubaugebiete zu verbessern. Der Eilbus sollte jetzt über „Straßen mit geringerer Verspätungsanfälligkeit“ die „schnellbahnfernen Gebiete dichter Bebauung“ schnell und auf günstigstem Weg mit wenigen Haltestellen und längerer „ohne Halt-Fahrt“ an die nächstgelegene Schnellbahnhaltestelle anbinden. Im Gegensatz zum Schnellbus, der eine schnelle Direktverbindung in die Innenstadt vorsah und nun zunehmend unter den Behinderungen durch den motorisierten Individualverkehr litt, verkehrte der Eilbus ohne Zuschlag zum regulären HVV-Tarif. Die Eilbuslinien erhielten eine zweistellige Liniennummer mit einem vorangestellten „E“. Als Erkennungsfarbe wurde Grün gewählt. Den Anfang machten die durch die HOCHBAHN betriebenen Linien

 

E 62 Rahlstedt (Ost) – Hohenhorst – U Wandsbek Markt
E 84 Osdorfer Born – S Hochkamp.

 

Zunächst nur als Versuch gedacht, zeigte die gute Nachfrage, dass die Entscheidung zur Einführung richtig war, auch wenn die Busse nur montags bis freitags in den HVZ verkehrten, dann meist nur in Lastrichtung. Zum 30.09.1973 kam die E 32 hinzu, die das Neubaugebiet Mümmelmannsberg mit Bussen der VHH morgens an die U-Bahnhaltestelle Merkenstraße und nachmittags in der Gegenrichtung ab U Billstedt an die U 3 anband. Die Linie E62 erhielt zu diesem Zeitpunkt ein verdichtetes Fahrtenangebot und die E 84verband Osdorfer Born nun auch mit dem Umsteigepunkt Schenefeld, Lornsenstraße. Während die ab 28.09.1975 eingeführte neue Eilbuslinie E 72 das Neubaugebiet Steilshoop am Rübenkamp an die S-Bahn anschloss, stellte die schon am 01.06.1975 in Betrieb genommene Eilbuslinie E 17 eine Aufweichung des HVV-Konzepts dar, weil nun nicht ein Wohngebiet, sondern die „Bürostadt im Grünen“, die heutige City Nord, mit Bussen an die Schnellbahnhaltestelle U/S Barmbek angebunden wurde. Bei der E17 galt wie bei den anderen Eilbuslinien ein vergleichbares Bedienungskonzept: Kurze Wagenfolge in Lastrichtung in den HVZ von Montag bis Freitag.

 

Unser Bild des Monats zeigt den am 24.04.1985 auf der E 72 eingesetzten S80 1987als Überlieger an der Haltestelle S Rübenkamp. Eine Besonderheit dieser Linie war, dass sie morgens in beiden Richtungen verkehrte, um so auch Schüler zu ihrer Schule zu bringen. Der HOV erhält mit dem Bus 1983 einen S80. Näheres zur Geschichte des S80 können Sie dem Bild des Monats „Mai 2009“ entnehmen. Anders als die DB O 305-Serienwagen konnten die S80 in der Fahrtzielanlage kein „E“ schildern.

 

Die Umstellung der letzten Hamburger Straßenbahnlinie zum 01.10.1978 auf Busbetrieb führte zu einer starken Ausweitung des Busangebots im Raum Niendorf. Hierunter befanden sich auch zwei neue Eilbuslinien, die Direktverbindungen vom Neubaugebiet in Niendorf-Nord an die Schnellbahnhaltestellen U Hoheluftbrücke und U/S Sternschanze (E 12) bzw. U Hagenbecks Tierpark (E 91) herstellten. Zur Straffung des Liniennetzes ging zum Beginn des Sommerfahrplans 1981 die E 91 in der Stadtbuslinie 191 auf. Der neue,ab 23.05.1982 gültige Sommerfahrplan brachte das Aus für die E 84, deren Aufgabe in Teilen durch die Stadtbuslinie 184 übernommen wurde. Zu diesem Zeitpunkt standen der HOCHBAHN 40 neue Gelenkbusse vom Typ DB O 305 G zur Verfügung. Auch die morgendlichen Fahrgäste der E17konnten nun ab U/S Barmbek mit Gelenkbussen befördert werden. Der HOV hat mit dem Bus 7211 einen Gelenkbus aus dieser Lieferung in seinem Bestand. Heute sind Gelenkbusse auf Eilbuslinen der HOCHBAHN keine Besonderheit mehr. 

 

Die Inbetriebnahme des 1. Bauabschnitts der Niendorfer U-Bahn am 02.06.1985 bis zum Niendorfer Marktplatz führte zu einer Neuordnung des lokalen Busnetzes. Die E 12 wurde eingestellt und im Bereich der Paul-Sorge-Straße durch die Stadtbuslinie 214 ersetzt. Die Verlängerung der Linie U3 zum 30.09.1990 in die Großwohnsiedlung Mümmelmannsberg machte die E32 entbehrlich.

 

Die Zusage der Stadt Geesthacht, sich an den Betriebskosten zu beteiligen, erlaubte zum Sommerfahrplan 1991 die Einrichtung der E 31 als einer neuen schnellen Verbindung von Geesthacht zur S-Bahn in Bergedorf. Ein Jahr später wurde diese Eilbuslinie innerhalb von  Geesthacht verlängert, wieder mit Unterstützung durch die Stadt Geesthacht.

 

Die E 17 machte den Anfang, als sie eingerichtet wurde, um abweichend vom Ursprungskonzept im Werkverkehr Berufstätige schnell von der Schnellbahn zur Arbeit und zurückzubringen. An dem im Januar 1991 durch den HVV eingeführten Großkundenabonnement nahmen immer mehr Unternehmen und Betriebe teil. Im Gegenzug musste die Verkehrsanbindung der teilnehmenden Firmen verbessert werden. Zur Anbindung von Airbus an das HVV-Netz entstanden 1992 die durch die KVG betriebenen (Werkverkehr-)Eilbuslinien E 40 und E 51 zum HVV-Tarif im Süden Hamburgs. Zum Winterfahrplan 1992/93 richtete die HOCHBAHN auf der anderen Elbseite mit der E 86 zwischen Teufelsbrück (Fähre) und Bf. Altona eine neue Eilbuslinie ein, die im Anschluss an die Fährlinie vom Airbus-Werk verkehrte. Aufgrund des hohen Fahrgastaufkommens sind dort heute auch die sonst nur auf der Metrobuslinie 5 eingesetzten Doppelgelenkbusse anzutreffen. Zu dieser Zeit kam auch das Ende der E 72, deren Aufgabe Stadtbuslinien übernahmen.  .  

 

Eine Besonderheit im Eilbussystem stellte die im Mai 1994 zwischen S Reinbek und S Bergedorf eingerichtete E 36 dar. Der Ausbau der Eisenbahnstrecke Hamburg – Berlin brachte Einschränkungen für Fahrgäste der S-Bahnlinie 21 mit sich. Auf Rechnung der Deutschen Bahn AG verkehrten während der Baumaßnahme tagsüber – auch außerhalb der HVZ – Eilbusse in beiden Richtungen, um so den Fahrgästen eine alternative Fahrmöglichkeit zu bieten.

 

1997 begannen HVV GmbH, HOCHBAHN, PVG und VHH unter Beteiligung von Hamburg-Consult, das vorhandene Busangebot zu untersuchen. Ein Ergebnis war das 2001 eingeführte MetroBusnetz. In Vorbereitung darauf wurden die Eilbuslinien mit niedriger Liniennummer (E 14 und E 17) im Nummernsystem der Stadtbusse eingeordnet.

 

Anfang 2013 besteht das Eilbussystem aus den Linien:

 

E 31 Geesthacht, Oberstadt/ Tesperhude – Bf. Bergedorf

E 40 Sandbek – S Neugraben – S Neuwiedenthal – Finkenwerder

E 62 U Wandsbek Markt – Hohenhorst - Rahlstedt, Sorenkoppel

E69 Bf. Ahrensburg – Siek

E86 Teufelsbrück (Fähre) – Bf. Altona

 

Nur noch die seit 1972 bestehende E 62 und die E 31 binden bis heute Wohnsiedlungen an die Schnellbahn an. Die übrigen Eilbuslinien belegen die Ausweitung als Werkverkehr zum HVV-Tarif ohne Zuschlag.

 

Text: Lutz Achilles / HOV


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