Bild des Monats September 2013
Vor 25 Jahren: HHA-Betriebshof Schützenhof stillgelegt
Mit Beginn
des Winterfahrplans 1988/89 am 25.09.1988 gab die HHA ihren in Altona an der Max-Brauer-Allee
gelegenen Busbetriebshof Schützenhof auf. Heute findet sich an dieser Stelle
ein großer Verbrauchermarkt in einem Zweckbau mit einer dem Aussehen des
Betriebshofes nachempfundenen Fassade.
Warum
musste dieser Standort für Busse aufgegeben werden? Heute angesichts steigender
Fahrgastzahlen und ständiger Erweiterung des Busbestands, damit einhergehender
beengter Platzverhältnisse auf sämtlichen Busbetriebshöfen der Stadt, mit der
Folge des Umbaus bestehender und des Baus neuer Busbetriebshöfe, schwer
nachzuvollziehen. 1988 war die Haushaltslage Hamburgs – wie auch heute - sehr
angespannt. Die vomdamaligen sozial-liberalen Senat geforderten
Haushaltseinsparungen betrafen auch die weitgehend im Staatsbesitz befindliche Hamburger Hochbahn AG, die ihre
Leistungen bereits seit Jahrzehnten nicht mehr kostendeckend erbringen konnte.
Es galt, die in den 1980er-Jahren jährlich steigenden Defizitausgleiche durch
den Staat zu begrenzen.
Der
politische Wille, den ÖPNV konsequent als Instrument zu nutzen, um den
Autoverkehr und die von ihm hervorgerufenen Umweltbelastungen zu begrenzen, war
damals bei den Regierungsparteien noch weniger ausgeprägt als heute. So wurde
im HVV-Bereich das Leistungsangebot an die sinkende Nachfrage angepasst, ohne
Impulse für neue Bedarfe zu wecken. Damit einhergehende Tariferhöhungen führten
zu weiter sinkenden Fahrgastzahlen und in Folge dessen zu neuen
Angebotsanpassungen nach unten. Mancher Hamburger wird sich vielleicht noch an
besondere Auswüchse der vom FDP-Wirtschaftssenator angeordneten Sparvorgaben erinnern, als zeitweilig in
Schnellbahnhaltestellen jede zweite Neonröhre außer Betrieb genommen wurde. Der
Busbestand der HHA sank von 918 Bussen (davon 35 Gelenkbusse)
zum 31.12.1980 auf 716 (davon
125 Gelenkbusse) zum 31.12.1988.
Hinzukam eine nun wachsende Vergabequote von Busleistungen an
Tochtergesellschaften der HHA.
Beim
Betriebshof Schützenhof mit zuletzt 86 dort beheimateten Bussen handelte es
sich um den kleinsten der insgesamt sechs Busbetriebshöfe der HHA, auch war er
aufgrund seiner Bebauung für Gelenkbusse ungeeignet. Trotz aller Proteste der
betroffenen Mitarbeiter fiel die Entscheidung, den Standort aufzugeben. Die
günstige Lage des Betriebshofsin der
Nähe zur Innenstadt und zur Umsteigeanlage am Bf. Altona war betrieblich sehr
günstig, aber gleichfalls für Investoren auch sehr interessant.
Mit unserer
Rubrik wollen wir an diesen ehemaligen Betriebshof-Standort mit seiner
111-jährigen Geschichte erinnern. Im Herbst 1877 erwarb die Hamburg-Altonaer Pferdebahn-Gesellschaft
(H.A.Pf.) das an der Straße „Allee“ im preußischen Altona gelegene
Grundstück. Auf dem Gelände errichtete die Gesellschaft einen Betriebshof mit
Verwaltungsgebäude, eine Wagenhalle und Ställe für 150 Pferde. 1887 entstand
durch die neu gegründete Große
Hamburg-Altonaer Straßenbahn-Gesellschaft auf den westlich angrenzenden
Flächen ein weiterer Betriebshof mit Wagenhalle für 30 Wagen und Ställen für
200 Pferde. 1892 fusionierte diese Gesellschaft mit der damals weitgehend in
Hamburg tätigen Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft
(SEG), die damit zum Nachbar der H.A.Pf. wurde. Der im März 1894 durch die
SEG in Hamburg begonnenen Umstellung der Pferdebahnen auf elektrischen Betrieb
folgte im Januar 1896 die H.A.Pf., die sich seitdem Hamburg-Altonaer
Centralbahn nannte. Ihre Altonaer Linien stellte die SEG im August 1896 auf
elektrischen Betrieb um. Anstelle der Pferde fanden nun elektrische
Straßenbahntriebwagen hier eine Unterstellmöglichkeit. Umbauten auf dem Gelände
waren die Folge. Die Centralbahn errichtete eine neue zehngleisige Halle. Die
Platzverhältnisse blieben für den elektrischen Betrieb beengt.
Nach der
Fusion von SEG und HHA zum 01.01.1918 übernahm die HHA den SEG-Teil. Mit
Auslaufen der Konzession der Centralbahn am 31.12.1922 gelangten Betriebsmittel
und das Betriebshofgelände ebenfalls an die HHA. Sie entschloss sich zu einem
grundlegenden Umbau des gesamten Geländes. Die bis zur Stilllegung 1988
bestehenden Strukturen entstanden. Unser Bild des Monats zeigt den Zustand am 08.08.1988 mit den Hallen 1 bis 3(von links nach rechts).
Auf dem
ehemaligen Centralbahn-Teil errichtete die HHA noch 1923 eine fünfgleisige
Halle(später Halle 3) auf der Fläche der 1896 gebauten Wagenhalle. Westlich
davon wurden auf dem ehemaligen SEG-Teil die Anlagen abgebrochen und bis 1927
mit einer Doppelhalle(Halle
1 und 2) für vier bzw. fünf Hallengleise
bebaut. Zwischen Halle 2 und Halle 3 entstanden zwei Abstellgleise, an deren
Ende ein zwischen den Hallen liegender überdachter Werkstattteil lag. Unser
zweites Foto vom Beginn der 1930er-Jahre verdeutlicht die zentrale Lage in
Altona mit der unmittelbaren Nähe zum damaligen Altonaer Hauptbahnhof mit
seinen markanten Bahnsteighallen von 1898. Am rechten Bildrand ist zu erkennen,
dass die damals auf dem Betriebshof befindliche Kehrschleife für die
Straßenbahn in Teilen durch die Halle 3 verlief. Anfang der 1930er-Jahre
erhielt der Betriebshof die innerbetriebliche Abkürzung „T“, später „07/T“.
Mit dem
1937 erfolgten Anschluss Altonas an Hamburg übernahm die HHA auch das bisher
durch die Stadt Altona betriebene Omnibus-Verkehrsunternehmen, die Verkehrs-Aktien-Gesellschaft Altona (VAGA).
Die HHA entschied sich, den in der Kieler Straße, Nähe Eimsbütteler Marktplatz
auf ehemals Altonaer Gebiet gelegenen Busbetriebshof der VAGA nicht zu
übernehmen, sondern stattdessen die Halle 3 auf dem Betriebshof Schützenhof für
die Unterstellung der im Raum Altona einzusetzenden Busse herzurichten. Im
hinteren Teil entstand eine Werkstatt für Omnibusse und - eine Besonderheit - eine Drehscheibe zum Wenden der Busse
wurde in die Halle auch eingebaut, ein Zugeständnis an die beengten
Platzverhältnisse vor Ort. Der Omnibusteil im Betriebshof Schützenhof erhielt
in Abgrenzung vom Straßenbahnteil die Abkürzung „Y“.
Für den
Busteil ging im Juni 1940 eine Tankstelle in Betrieb. Die schweren
Bombenangriffe auf Hamburg während des II. Weltkriegs führten auch auf diesem
Betriebshof und dessen Umgebung zu schweren Zerstörungen. Der Betriebshof blieb
aber weiter in Nutzung. Der während des Kriegs eingeführte Betrieb mit Stadtgas
führte im Schützenhof zu entsprechenden Anpassungen, 1951 endete der Einsatz
mit gasbetriebenen Bussen.
Die
Instandsetzung der im Krieg stark beschädigten Anlagen zog sich bis 1954 hin.
Bereits 1951 erhielt Schützenhof einige der in der Auslieferung befindlichen
Großraum-Straßenbahnwagen vom Typ V6, später auch V7. Die in den 1950er-Jahren
begonnene Umstellung von Straßenbahnlinien auf Busbetrieb betraf auch das
Einzugsgebiet von Schützenhof, so dass der Bestand der dort beheimateten Busse
stieg und der der Straßenbahnen sank.
1961
tat sich im Straßenbahnbereich Grundlegendes. Der gesamte Zufahrtsbereich wurde
umgebaut. Es entstand eine nun im Uhrzeigersinn zu befahrende Blockschleife,
die weiter in Richtung Westen verschoben war und eine bessere Trennung der
beiden Betriebsteile erlaubte. In den nächsten Jahren erfolgten weitere
Modernisierungen.
Im
Winterfahrplan 1968/69 setzten von Schützenhof nur noch maximal 29 Tw und 10 Bw
auf die Straßenbahnlinien 1, 7, 11 und 15 ein. In der Doppelhalle 1/2 entstand
so Platz, um die Sammlung von historischen Straßenbahnwagen des VVM dort
unterzustellen. Am 23.05.1971 gab die HHA den Betriebshof Altona für den
Straßenbahnbetrieb auf. Lediglich die historischen Wagen verblieben noch für
eine Übergangszeit. Auch diente die Kehrschleife auf dem Gelände weiter für
kurz geführte Züge der Straßenbahnlinie 1. Im Frühjahr 1972 begannen die
Umbauarbeiten für die Doppelhalle, um diese künftig für den wachsenden Busbestand
nutzbar zu machen. Die Fahrzeugsammlung der VVM zog - für eine weitere
Übergangszeit - nach Langenfelde, in den dortigen Betriebshof. Die Überführung
auf eigener Achse führte zu in der Öffentlichkeit beachteten besonderen
Zugzusammenstellungen. Der letzte Triebwagen, der, behängt mit dem offenen
Güterwagen 4983, die Halle des Betriebshofs verließ, war der später zum HOV
gelangte V6E 3642. 1974 war aus der ehemaligen Straßenbahnhalle eine
Omnibusabstellhalle mit Längs- und Schrägaufstellung geworden. In den
Folgejahren wurde die Werkstatthalle erweitert und verschiedene
Modernisierungen durchgeführt.
Eine
Besonderheit waren die bis zuletzt in Schützenhof stationierten fünf Kleinbusse
für Blankenese („Bergziegen“), die ihren Ein- und Aussetzweg über die
Elbchaussee nahmen.
In der
Nacht des Fahrplanwechsels (24./25.09.1988) wurden die bisher von Altona
eingesetzten Busse auf die verbliebenen fünf HHA-Busbetriebshöfe verteilt. Ein
Großteil davon erhielt der Betriebshof Langenfelde, mit der Folge vorübergehend
sehr beengter Platzverhältnisse, die das Ausweisen von Sonderaufstellflächen
notwendig machten. Die Betriebshöfe Schützenhof und Langenfelde waren schon in
den Jahren davor betrieblich sehr eng verknüpft. Deren Einzugsgebiete im
Hamburger Westen überschnitten sich, die damals noch betriebshofbezogenen
Fahrtzielbänder in den Bussen waren hier bereits seit Jahren vereinheitlicht.
Mit der
Aufgabe des Betriebshofs löste sich auch die sehr harmonische
Betriebsgemeinschaft der 300 Mitarbeiter auf. Der „Unterstützungsverein
Schützenhof-Bahrenfeld von 1901 e.V.“veranstaltete
deswegen am 01.10.1988 in der Halle 3 eine große Abschlussfeier. Der HOV sorgte
mit seinem Wagen 6499, Büssing Präfekt 13D, Baujahr 1965 für ein „historisches
Ambiente“. Für diesen Tag kehrte damit auch ein ehemals von Schützenhof
eingesetzter Bus an seine alte Wirkungsstätte zurück.
Zulezt waren noch 86 Fahrzeuge auf dem
Betriebshof Schützenhof beheimatet. Die Verschiebungen waren zum Fahrplanwechsel
am 24/25.09.1988 vorgenommen worden: Verschiebungen von - nach:
2661, 2662, 2663, 2664, 2665, 2666, 2667,
2668, 2669, 2670 6306, 6307, 6308, 6309, 6310 Busbetriebshöfe: BBG: Hummelsbüttel (Grützmühlenweg) BBL: Langenfelde BBM: Mesterkamp BBT: Schützenhof BBW: Wendemuthstraße Wagen Nr. / Typ / Baujahre: 2001 - 2080, DB O
305, Baujahr 1979 2101 - 2194, DB O
305, Baujahr 1980 6306 - 6310. DB O 309 D / Jessen, Baujahr
1981/82 (Bergziegen) 2201 - 2295, DB O
305, Baujahr 1982 2401 - 2430, DB O
305, Baujahr 1984 2431 - 2450, MB O
405, Baujahr 1984 2506 - 2595. MB O
405, Baujahre 1985/86 2601 - 2680, MB O
405, Baujahr 1986 |
Text: Lutz Achilles / HOV