Bild des Monats Oktober 2013
Historisches Busfahren virtuell und real
Früher
nannten viele Jungs, nach ihrem Berufswunsch gefragt, den Beruf des
Lokomotivführers. In Einzelfällen war sicherlich auch der des Busfahrers dabei.
Aber wie bei so vielen Wünschen folgt dem das Leben in den seltensten Fällen.
Nun
lässt die moderne EDV-Technik heute aber Träumereien der Kindheit doch noch
wahr werden: Zwei Berliner, ihrer Stadt und dem dortigen Busverkehr verbunden,
entwickelten einen Omnibussimulator für den heimischen PC. 2011 konnte die erste Softwareversion durch die Firma Aerosoft
angeboten werden. Ziel der Entwickler war es, ein realistisches Fahrgefühl als
Busfahrer im Großstadtverkehr für den PC-Anwender zu entwickeln. Dazu gehört
neben der authentischen Darstellung des Busfahrerarbeitsplatzesauch eine
Fahrstrecke durch die Großstadt, die für den Ortskundigen viele bekannte
Bauwerke und Straßenzüge wiedergibt. Eine realistische Geräuschkulisse rundet
das Projekt ab. Die Entwickler wählten die BVG-Buslinie 92 in Spandau aus. Als
Zeitepoche wurde zunächst das West-Berlin der späten 1980er-Jahre vor dem
Mauerfall gewählt. Die Arbeitsgemeinschaft Traditionsbus Berlin (ATB), größter Sammler historischer Berliner
Omnibusse und über den Förderverein Mitglied im HOV, konnte Busse, die zu
dieser Zeit im Einsatz waren, als Vorlage für das Programm zur Verfügung
stellen. Die ATB unterhält heute eine umfangreiche Sammlung von Bussen, die
nahezu lückenlos jeden bei der BVG (West) seit 1951 im Einsatz befindlichen
Fahrzeugtyp abbildet. Zahlreiche Busse sind für den Fahrgastbetrieb wieder
zugelassen und dadurch regelmäßig im Straßenbild Berlins anzutreffen. So fahren
seit Jahren historische Doppeldeckbusse auf der BVG-Buslinie 218 im Auftrag
durch den Grunewald zum RBB-Verbundtarif.
Bis
heute haben die Entwickler das Programm weiterentwickelt, weitere Bustypen
hinzugefügt und die Zeitepoche in die 1990er-Jahre ausgedehnt.
Seit
August 2013 bietet sich auch für die Hamburger die Möglichkeit, mit einem
Stadtbus virtuell durch die Stadt zu fahren. Mit unserem Bild des Monats wollen
wir auf dieses interessante PC-Programm hinweisen. Einer Bildvorlage vom 14.06.1992 mit HOCHBAHN 1169 (MB O 405 N, Baujahr 1991) gegenübergestellt wird
eine am PC entwickelte Verkehrsszene vom Bahnhof
Dammtor. Auch wenn der Betrachter hier kleinere künstlerische Freiheiten
entdeckt - auch dadurch bedingt, dass das Programm die frühen 2000er-Jahre
abbildet - ergibt sich doch ein
authentisches Bild, das Lust auf mehr macht. Aufbauend auf der OMSI-Software
haben die HOV-Mitglieder Barbara und Darius Bode eine auf Hamburger Verhältnisse abgestimmte
Simulatorszenerie geschaffen, die es den Nutzern erlaubt, auf HVV-Buslinien den
Beruf des Busfahrers kennenzulernen.
Für „Hamburg Tag & Nacht“ wurden die
Buslinien 109 und 688 vorbildgetreu nachgebaut. Während die Buslinie 109 ihren
Weg von der Hamburger Innenstadt durch das mondäne Harvestehude in das schon
lange nicht mehr dörfliche Alsterdorf nimmt, kann der Anwender die
Beschwernisse eines Busfahrers kennenlernen, der „nachts um halb eins“ über die
Reeperbahn fahren muss. Sämtliche Gebäude und Straßenzüge entlang des
Linienwegs sind auf Grundlage von über 10.000 Fotos in einer Entwicklungszeit
von 26 Monaten nachgebildet worden. Auch einige von den Linienwagen nicht
befahrene Nebenstrecken wie Gorch-Fock-Wall, Holzdamm und Lombardsbrücke werden
angeboten. Um eine überzeugende Hamburger Kulisse zu erhalten, wurden auch
Straßenbelag, Pflaster, Schilder, Laternen und Ampeln als Vorlage
abfotografiert. Selbst die Höhenunterschiede im Stadtgebiet haben die
Entwickler anhand von offiziellen Daten des Landesvermessungsamts
berücksichtigt. Auch die Darstellung von U- und S-Bahnen sowie Alsterschiffen
verstärken für den Betrachter den Eindruck, wirklich durch Hamburg zu fahren.
Für den nicht ganz Ortskundigen stehen einblendbare Hilfen zur Verfügung.
Zeitlich
dienen die frühen 2000er-Jahre als Vorbild. Zum Einsatz kommen ältere 12
Meter-Stadtbusse der Baujahre 1993 und 1994 (HOCHBAHN) und 1994 (PVG), alles
Niederflurbusse. An wichtigen Funktionen, die dem Anwender zur Verfügung
stehen, können u.a. genannt werden:
· Fahrscheindrucker (EFAD bzw ACTRON) mit Umlaufsystem
und GPS-Steuerung,
· Fahrer- und Passagieransichten,
· Haltestellenansagen,
· Innenanzeige,
· Flipdot-Matrix,
· Dachluken,
· Klappfenster,
· Rollstuhlrampe,
· Absenkeinrichtung,
· Niveauregelung,
· Automatikgetriebe
Beim Fahren
hat der Anwender die Verkehrsregeln, aber auch die Fahrzeitvorgaben zu
beachten. Natürlich erwarten die Fahrgäste einen rücksichtsvollen Fahrstil. Als
Vorlage, auch zum Einspielen der Fahrgeräusche, dienten den Entwicklern der
ehemalige HOCHBAHN-Bus 1330 und die VHH/PVG – Busse 9338 und 9464.
Wie
bereits erwähnt, wird die Berliner OMSI-Software als Grundprogramm benötigt.
Alle Programme können über den Fachhandel oder über www.shop.aerosoft.com“ erworben werden. Um für den Anwender das Fahren
(Spielen) zu erleichtern, empfiehlt sich Zubehör, wie z.B. ein Lenkrad.
Für
Fans der Straßenbahn entstand ein Fahrzeug-Add on, aufbauend auf dem
Eisenbahnsimulator „Trainz“. Hier lieferten die Entwickler Rolf Westphalen aus
Hamburg und Karsten Cornelsen aus Braunschweig das Fahrzeug, den legendären V6E
und umfangreiches Zubehör, wie den Straßenbahnbetriebshof Lokstedt,
Haltestellen, zeitgenössische Fahrgastunterstände sowie die Gleise und Signale.
Allerdings hat die virtuelle Hamburger Straßenbahn schon einige Jahre auf dem
Buckel und läuft nur unter den älteren Tranz-Versionen TRS 2004 – 2007. Nähere
Informationen unter www.v6e.de
Aktuell arbeitet Rolf Westphalen ebenfalls an einem Hamburger Projekt für den
OMSI. Zeitlich soll es in den frühen achtziger Jahren angesiedelt sein. Mehr
verrät der Entwickler im Moment noch nicht.
Wer
aber historische Fahrzeugtechnik nicht nur virtuell erleben möchte, der kann
das beim 13. Verkehrshistorischen Tag am
20.10.2013 erneut real, allerdings „nur“ als Fahrgast, tun. Folgendes
Fahrtenangebot ist von den beteiligten Vereinen
- Verein
Alsterdampfschiffahrt e.V.,
- Hamburger Omnibus Verein
e.V.,
- Historische S-Bahn Hamburg
e.V.,
- Förderverein
HOCHBAHN-Geschichte e.V. und
- Verein Verkehrsamateure und
Museumsbahn e.V. geplant:
U-Bahn
Innenring mit T / TU1 / TU 2
Außenring mit DT1 (Hanseat)
S-Bahn
Harburg, Rathaus – Altona
mit Innenstadtschleife (ET 171 082)
Alsterschiffe
Jungfernstieg – Stadtpark
(ehemalige Stadthalle) mit St. Georg und Aue
Hafenschiff
Landungsbrücken – Harburg
(DES Bergedorf)
Harburg, Hafen – S Harburg –
Rathausmarkt (historische VHH- und KVG-Busse)
Hauptbahnhof – U Mundsburg –
Stadtpark (historische HHA-Busse des HOV)
Unterstützt wird das Vorhaben wie immer durch den Hamburger Verkehrsverbund, HOCHBAHN, S-Bahn Hamburg GmbH, Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein AG, Alster-Touristik-GmbH, HADAG und erstmals die KVG Stade GmbH & Co KG.
Text: Lutz Achilles / HOV