Bild des Monats November 2013

 

 

KVG Stade

 

2013 übernahm der HOV durch Initiative eines Mitglieds und mit Unterstützung der KVG Stade GmbH & Co KG mit dem KVG-Bus 617 einen SetraS 215 UL, Baujahr 1990 in den Museumsbestand - ein Fahrzeugtyp, der lange prägend für den Busverkehr in Harburg und den angrenzenden Landkreisen war. Dieses Ereignis, aber auch der Umstand, dass die KVG Anfang 1983 und damit vor über 30 Jahren als Gesellschafter in den HVV eintrat, soll Anlass sein, mit dem Bild des Monats einen kurzen Abriss über die langjährige und wechselvolle Geschichte der KVG zu geben, auch dargestellt an der Geschichte einer Buslinie, die aus dem ländlichen Raum kommend bis heute eine Verbindung zur Harburger Innenstadt herstellt.

  

Die Busse der KVG, die sich bis heute vom Erscheinungsbild, aber auch vom Fahrzeugtyp her von den Bussen der HOCHBAHN unterscheiden, bewirken eine Auflockerung des doch lange einheitlichen Erscheinungsbildes der Stadtbusse im südlichen Teil des Hamburger Stadtbezirks Harburg.

  

Die Anfänge der KVG begannen am 25.01.1928, als den Brüdern Alex und Heinrich Peill durch die Stadt Stade für 20 Jahre das Recht zum Betrieb von Stadtbuslinien übertragen wurde. Als „Stadt-Omnibus Heinrich Peill OHG“ fuhren ab 01.04.1928 die ersten Omnibusse durch die Kreisstadt.Die Einstellung des Personenverkehrs auf der Kehdinger Kreisbahn  führte ab 1932 zu weiteren Verkehrsleistungen für das noch junge Unternehmen. Die Wirren des II.Weltkriegs überstanden, gelang den Eigentümern bereits 1945 mit der Übertragung von sechs Überlandlinien durch die britische Militärregierung der Neuanfang. 1947 in eine GmbH umgewandelt, wurde die Verkehrsgesellschaft 1951 durch die Deutsche Bundespost übernommen, aber unter dem vertrauten Namen fortgeführt. Erst im Mai 1966 verschwand der Hinweis auf die Gründer, weil zu dieser Zeit die Peill Verkehrsgesellschaft GmbH in „Kraftverkehr GmbH (KVG)“ umbenannt wurde.

 

Der 1965 gegründete Hamburger Verkehrsbund, damals, anders als heute, mit den Verkehrsunternehmen als Gesellschafter, erfuhr in den ersten Jahren seines Bestehens eine mehrfache Erweiterung des Gesellschafterkreises. Zum 01.10.1967 die Deutschen Bundespost (DBP) dem HVV bei und brachte ihre auf Hamburg ausgerichteten Buslinien in den Verbund einbrachte. So auch die Linie 112h Jork– Neuenfelde – Moorburg – Bf. Harburg – Hamburg/ZOB, die aber mit dem Verbundbeitritt den Abschnitt zwischen Harburg und Hamburg / ZOB verlor und zur HVV-Linie 157 wurde. Gleichzeitig entfiel das bisher bestehende Bedienungsverbot auf Hamburger Gebiet. Auf dieser Linie fanden sich dann bald auch Busse der KVG, die im Auftrag der DBP verkehrten. Mit unserem Bild des Monats zeigen wir zwei Fotos von dieser Buslinie. Am 23.09.1983 hält der KVG-Bus 125 (Setra S 140 ES, Baujahr 1978) auf der Busanlage Bf. Harburg vor dem markanten Eingangsportal des 1897 eröffneten Harburger Bahnhofs. Und am 18.09.1986 fährt der KVG-Bus 312 (MAN SÜ 240, Baujahr 1983) von der Betriebsstelle Hittfeldüber den Moorburger Elbdeich durch das wenig großstädtische Moorburg - ein Hamburger Stadtteil, der bis heute als Erweiterungsfläche für den Hamburger Hafen 

vorgesehen ist.    

 

Ab 1970 begann die Expansion der KVG im südlichen Hamburger Umland durch den Aufkauf kleinerer Omnibusunternehmen und der damit verbundenen Übertragung von örtlichen Stadtverkehren zwischen Lüneburg und Cuxhaven. Hinzu kamen noch mehrere Überlandverkehre, so dass die KVG ein umfangreiches Verkehrsnetz knüpfen konnte, das heute eine Fläche von ca. 6.766 qkm aufweist.

 

Mit der DBP als Anteilseigner im Hintergrund wurden zum Sommerfahrplan 1973 durch die KVG Postlinien innerhalb des Münchener Verkehrsverbundes übernommen. Das Fahrpersonal und die Betriebsanlagen stellte weiter die Post. Dieses Engagement endete aber bereits 1976 wieder. Durch Tochterunternehmen der HOCHBAHN werden heute wieder Verkehrsleistungen im Schienen- und Busverkehr in Bayern erbracht (siehe Bild des Monats Juli 2012).

 

Ab Winterfahrplan 1980/81 erschienen auf den HOCHBAHN-Linien 240, 145, 150 und 250 einzelne KVG-Busse, die dort im Auftrag der HOCHBAHN verkehrten. Hierfür vermietete die HOCHBAHN fünf DB O 305 (Baujahr 1977) an die KVG. Zum 01.01.1981 wurden die Busse an die KVG verkauft. Ab 1982 gelangten auch eigene Busse der KVG auf diese Buslinien, die hierfür in das von der HOCHBAHN vorgegebene Farbschema umlackiert wurden. Weitere Einzelheiten zum KVG-Fuhrpark können den an dieser Stelle schon des öfteren empfohlenen  „Hamburger Fuhrparklisten“ entnommen werden.

  

Aufgrund politischer Vorgaben hatte die DBP zusammen mit der Deutschen Bahn am 01.01.1982 Regionalverkehrsgesellschaften zu gründen, um in dieser Post- und Bahnbuslinien zu konzentrieren.Die Bundespost gab ihre Beteiligung an der KVG an die „Vereinigte Bundesverkehrsbetriebe GmbH (VBG)“ in Köln. Im südlichen Hamburger Verkehrsbereich übertrug die Oberpostdirektion Hamburg die Postlinien, die Post-Busse und die Stützpunkte an ihre ehemalige Tochtergesellschaft KVG. Im HVV-Bereich wurden nun die Linien 149, 157 und 257 durch die KVG betrieben. Auch deswegen schied die DBP Ende 1982 aus dem HVV aus und die KVG trat dafür am 01.01.1983 neu ein. In diese Zeit fällt auch eine Ausweitung des Verkehrsverbunds und des Gemeinschaftstarif auf die Gemeinde Seevetal und den Ortsteilen Emmelndorf, Hittfeld, Horst, Maschen, Ramelsloh, Ohlendorf und Holtorfsloh. Alles Bereiche, in denen damals Busse der KVG verkehrten.

  

In den 1980er-Jahre investierte die KVGstark in die Modernisierung ihrer Betriebsanlagen: 1981: Betriebshof Stade erweitert und modernisiert (z.T. mit Bundesmitteln); 1985:Neuer Betriebshof in Seevetal-Hittfeld; 1987: Neuer Betriebshof in Buxtehude; 1990:Neuer Betriebshof Lüneburg. Heute setzt die KVG ihre 455 Busse (Stand 2012) von den sechs Betriebshöfen Buxtehude, Cuxhaven, Hittfeld, Lüneburg, Soltau und Stadeaus ein.

  

Aber auch die Reiseverkehrssparte wurde zu dieser Zeit entwickelt. 1984 eröffnete die KVG ihr erstes „Hanseat“-Reisebüro in Harburg. 1993 wurde der Reiseverkehr in die „DER Hanseat Reisebüro GmbH“ ausgegliedert.

  

Das heutige Verkehrsgebiet der KVG erstreckt sich über die Landkreise Cuxhaven, Harburg, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Rotenburg (Wümme), Heidekreis und Stade. Neben dem HVV ist die KVG auch in den Verkehrsverbund Bremen / Niedersachsen (VBN), die Verkehrsgemeinschaft Nordost-Niedersachsen (VNN) und in die Verkehrsgemeinschaft Heidekreis eingebunden. 2004wurden die Busverkehre der KVG in den Landkreisen Stade, Harburg und Lüneburg in den HVV einbezogen. Auch betreibt die KVG heute Buslinien, die nur innerhalb des Bezirks Harburg, dem originären Bedienungsgebiet der HOCHBAHN, verkehren.

 

1996 veräußerte die VBG die Anteile an der KVG Stade GmbH & Co KG an die Osthannoversche Eisenbahnen AG (OHE) und die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe Weser GmbH (EVB). Mit Übernahme der OHE durch die Arriva-Gruppe 2007 verblieb  deren 60 v.H.- Beteiligung an der KVG aber bei der OHE. 2011 übernahm ein Konsortium unter Führung der italienischen Staatsbahn die Arriva Deutschland GmbH, so dass die KVG heute Bestandteil eines international ausgerichteten Konzerns ist.

 

Die KVG Stade GmbH & Co KG hatte 2012 711 Mitarbeiter, davon 586 im Fahrdienst und in den Werkstätten.

 

 

Text: Lutz Achilles / HOV


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