Bild des Monats November 2013
KVG Stade
Die Busse
der KVG, die sich bis heute vom Erscheinungsbild, aber auch vom Fahrzeugtyp her
von den Bussen der HOCHBAHN unterscheiden, bewirken eine Auflockerung des doch
lange einheitlichen Erscheinungsbildes der Stadtbusse im südlichen Teil des
Hamburger Stadtbezirks Harburg.
Die Anfänge
der KVG begannen am 25.01.1928, als den Brüdern Alex und Heinrich Peill durch
die Stadt Stade für 20 Jahre das Recht zum Betrieb von Stadtbuslinien
übertragen wurde. Als „Stadt-Omnibus Heinrich Peill OHG“ fuhren ab 01.04.1928
die ersten Omnibusse durch die Kreisstadt.Die Einstellung des Personenverkehrs
auf der Kehdinger Kreisbahn führte ab
1932 zu weiteren Verkehrsleistungen für das noch junge Unternehmen. Die Wirren
des II.Weltkriegs überstanden, gelang den Eigentümern bereits 1945 mit der
Übertragung von sechs Überlandlinien durch die britische Militärregierung der
Neuanfang. 1947 in eine GmbH umgewandelt, wurde die Verkehrsgesellschaft 1951
durch die Deutsche Bundespost übernommen, aber unter dem vertrauten Namen
fortgeführt. Erst im Mai 1966 verschwand der Hinweis auf die Gründer, weil zu
dieser Zeit die Peill Verkehrsgesellschaft GmbH in „Kraftverkehr GmbH (KVG)“
umbenannt wurde.
Der 1965 gegründete Hamburger Verkehrsbund, damals, anders als heute, mit den Verkehrsunternehmen als Gesellschafter, erfuhr in den ersten Jahren seines Bestehens eine mehrfache Erweiterung des Gesellschafterkreises. Zum 01.10.1967 die Deutschen Bundespost (DBP) dem HVV bei und brachte ihre auf Hamburg ausgerichteten Buslinien in den Verbund einbrachte. So auch die Linie 112h Jork– Neuenfelde – Moorburg – Bf. Harburg – Hamburg/ZOB, die aber mit dem Verbundbeitritt den Abschnitt zwischen Harburg und Hamburg / ZOB verlor und zur HVV-Linie 157 wurde. Gleichzeitig entfiel das bisher bestehende Bedienungsverbot auf Hamburger Gebiet. Auf dieser Linie fanden sich dann bald auch Busse der KVG, die im Auftrag der DBP verkehrten. Mit unserem Bild des Monats zeigen wir zwei Fotos von dieser Buslinie. Am 23.09.1983 hält der KVG-Bus 125 (Setra S 140 ES, Baujahr 1978) auf der Busanlage Bf. Harburg vor dem markanten Eingangsportal des 1897 eröffneten Harburger Bahnhofs. Und am 18.09.1986 fährt der KVG-Bus 312 (MAN SÜ 240, Baujahr 1983) von der Betriebsstelle Hittfeldüber den Moorburger Elbdeich durch das wenig großstädtische Moorburg - ein Hamburger Stadtteil, der bis heute als Erweiterungsfläche für den Hamburger Hafen
vorgesehen
ist.
Ab 1970
begann die Expansion der KVG im südlichen Hamburger Umland durch den Aufkauf
kleinerer Omnibusunternehmen und der damit verbundenen Übertragung von
örtlichen Stadtverkehren zwischen Lüneburg und Cuxhaven. Hinzu kamen noch
mehrere Überlandverkehre, so dass die KVG ein umfangreiches Verkehrsnetz
knüpfen konnte, das heute eine Fläche von ca. 6.766 qkm aufweist.
Mit der DBP
als Anteilseigner im Hintergrund wurden zum Sommerfahrplan 1973 durch die KVG
Postlinien innerhalb des Münchener Verkehrsverbundes übernommen. Das
Fahrpersonal und die Betriebsanlagen stellte weiter die Post. Dieses Engagement
endete aber bereits 1976 wieder. Durch Tochterunternehmen der HOCHBAHN werden
heute wieder Verkehrsleistungen im Schienen- und Busverkehr in Bayern erbracht
(siehe Bild des Monats Juli 2012).
Ab
Winterfahrplan 1980/81 erschienen auf den HOCHBAHN-Linien 240, 145, 150 und 250
einzelne KVG-Busse, die dort im Auftrag der HOCHBAHN verkehrten. Hierfür
vermietete die HOCHBAHN fünf DB O 305 (Baujahr 1977) an die KVG. Zum 01.01.1981
wurden die Busse an die KVG verkauft. Ab 1982 gelangten auch eigene Busse der
KVG auf diese Buslinien, die hierfür in das von der HOCHBAHN vorgegebene
Farbschema umlackiert wurden. Weitere Einzelheiten zum KVG-Fuhrpark können den
an dieser Stelle schon des öfteren empfohlenen
„Hamburger Fuhrparklisten“ entnommen werden.
Aufgrund
politischer Vorgaben hatte die DBP zusammen mit der Deutschen Bahn am
01.01.1982 Regionalverkehrsgesellschaften zu gründen, um in dieser Post- und
Bahnbuslinien zu konzentrieren.Die Bundespost gab ihre Beteiligung an der KVG
an die „Vereinigte Bundesverkehrsbetriebe GmbH (VBG)“ in Köln. Im südlichen
Hamburger Verkehrsbereich übertrug die Oberpostdirektion Hamburg die
Postlinien, die Post-Busse und die Stützpunkte an ihre ehemalige
Tochtergesellschaft KVG. Im HVV-Bereich wurden nun die Linien 149, 157 und 257
durch die KVG betrieben. Auch deswegen schied die DBP Ende 1982 aus dem HVV aus
und die KVG trat dafür am 01.01.1983 neu ein. In diese Zeit fällt auch eine
Ausweitung des Verkehrsverbunds und des Gemeinschaftstarif auf die Gemeinde
Seevetal und den Ortsteilen Emmelndorf, Hittfeld, Horst, Maschen, Ramelsloh,
Ohlendorf und Holtorfsloh. Alles Bereiche, in denen damals Busse der KVG
verkehrten.
In den
1980er-Jahre investierte die KVGstark in die Modernisierung ihrer
Betriebsanlagen: 1981: Betriebshof Stade erweitert und modernisiert (z.T. mit
Bundesmitteln); 1985:Neuer Betriebshof in Seevetal-Hittfeld; 1987: Neuer
Betriebshof in Buxtehude; 1990:Neuer Betriebshof Lüneburg. Heute setzt die KVG
ihre 455 Busse (Stand 2012) von den sechs Betriebshöfen Buxtehude, Cuxhaven,
Hittfeld, Lüneburg, Soltau und Stadeaus ein.
Aber auch
die Reiseverkehrssparte wurde zu dieser Zeit entwickelt. 1984 eröffnete die KVG
ihr erstes „Hanseat“-Reisebüro in Harburg. 1993 wurde der Reiseverkehr in die
„DER Hanseat Reisebüro GmbH“ ausgegliedert.
Das heutige
Verkehrsgebiet der KVG erstreckt sich über die Landkreise Cuxhaven, Harburg,
Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Rotenburg (Wümme), Heidekreis und Stade. Neben dem
HVV ist die KVG auch in den Verkehrsverbund Bremen / Niedersachsen (VBN), die
Verkehrsgemeinschaft Nordost-Niedersachsen (VNN) und in die Verkehrsgemeinschaft Heidekreis eingebunden. 2004wurden die Busverkehre
der KVG in den Landkreisen Stade, Harburg und Lüneburg in den HVV einbezogen.
Auch betreibt die KVG heute Buslinien, die nur innerhalb des Bezirks Harburg,
dem originären Bedienungsgebiet der HOCHBAHN, verkehren.
1996
veräußerte die VBG die Anteile an der KVG Stade GmbH & Co KG an die
Osthannoversche Eisenbahnen AG (OHE) und die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe
Elbe Weser GmbH (EVB). Mit Übernahme der OHE durch die Arriva-Gruppe 2007
verblieb deren 60 v.H.- Beteiligung an
der KVG aber bei der OHE. 2011 übernahm ein Konsortium unter Führung der
italienischen Staatsbahn die Arriva Deutschland GmbH, so dass die KVG heute
Bestandteil eines international ausgerichteten Konzerns ist.
Die KVG Stade GmbH & Co KG hatte 2012 711
Mitarbeiter, davon 586 im Fahrdienst und in den Werkstätten.
Text: Lutz Achilles / HOV