Bild des Monats Januar 2014
Ab ins Grüne
Auch wenn
einem derzeit nur der Blick auf den
Kalender in Erinnerung ruft, dass Winter ist, muss das ja nicht so
bleiben - wie das Bild des Monats Dezember 2013 zeigt. Es erscheint aus heutiger Sicht relativ sicher, dass in
einigen Monaten der Frühling in Hamburg erneut Einzug hält und die Natur zu
neuer Pracht erwacht. Dann wird von vielen Hamburgern das Fahrrad aus dem
Keller geholt und Ausflüge in die grüne Umgebung Hamburgs können starten.
Umweltbewusste nehmen, wenn nicht über die gesamte Distanz mit dem Fahrrad,
dann doch zur Anreise eine Schnell- oder Regionalbahn und nicht das Auto. Der
HVV hatte sich 1981, zunächst
versuchsweise, der Fahrradmitnahme in Schnellbahnen geöffnet. Die von
den Verantwortlichen befürchteten Schwierigkeiten im Betriebsablauf traten
nicht ein, so dass ab 1985 die Fahrradmitnahme, mit zeitlichen Einschränkungen
bei den Schnellbahnen (U-, S-, A-Bahn), zur Dauereinrichtung im HVV wurde. Der
zunächst noch zu zahlende Fahrradzuschlag entfiel ab 1992 bei den
Schnellbahnen.
Wie einst
beim Citybus-Verkehr 1958/59 war die HOCHBAHN schon 1961 mit ihrem Versuch,
Fahrräder durch die U-Bahn „Huckepack“ zu befördern, der Zeit voraus. Und es
war erstaunlich, dass die HOCHBAHN überhaupt ein solches Angebot machte. Der
Radfahrer im Allgemeinen wurde über Jahrzehnte von den Verantwortlichen der
HOCHBAHN und anderen Verkehrsunternehmen als lästige Konkurrenz im Nahverkehr
und als Gefahr für den Betriebsablauf der Oberflächenverkehrsmittel gesehen. In
dem lesenswerten Buch von Christoph Strupp
„Nahverkehr und Nationalsozialismus“(Forum Zeitgeschichte
22) wird der über eine lange Zeit
bestehende Konflikt plastisch beschrieben.
Aber nun
bot die HOCHBAHN im Sommer 1961
einen Sonderzug in die Walddörfer für Radfahrer an. Wir erinnern mit unserem Bild des Monats daran. Ab Haltestelle
Stadtpark (heute Saarlandstraße) ging es am Sonntagmorgen über den Außenring
und über Barmbek – Volksdorf nach
Großhansdorf. Die Rückfahrt am Nachmittag führte über den Innenring zurück nach
Stadtpark. Die Fahrräder konnten aber nicht wie heute mit in den Fahrgastraum
genommen werden, sondern mussten auf eine mitgeführte und hierfür hergerichtete
Arbeitslore aufgeladen werden. Unser Bild des Monats zeigt eine derartige
Verladung in der Haltestelle Stadtpark,
Gleis 3. Es scheint sich aber um eine gestellte Szene zu handeln,
betrachtet man das Fahrtziel am Triebwagen. Hier ist eine Lore mit einem Aufbauwagen vom Typ TU 1 gekuppelt. Damals keine
seltene Kombination, denn die im Fahrgastverkehr eingesetzten Triebwagen fanden
auch Verwendung in Arbeitszügen, neben den wenigen vorhandenen
Arbeitslokomotiven. Für den Fahrrad-Sondereinsatz stellte der U-Bahn-Betrieb
die beiden Loren 8120 (später 031) und 8121 (032) (LB 2, Baujahr 1911) mit
entsprechenden Aufbauten auf der Ladefläche
bereit. Dieses Angebot schien damals nur wenig nachgefragt worden zu
sein, denn es gab in den Folgejahren keine Wiederholung.
Bedauerlicherweise
hat sich die HOCHBAHN Ende November 2013 von ihrer Lore 036 (ex 8125, LB 2,
Baujahr 1928) getrennt, als sie mit unbekanntem Ziel das U-Bahn-Netz verließ.
Diese Lore war nach Ausmusterung der alten Serie für museale Zwecke in der
Abstellanlage Horner Rennbahn abgestellt worden. Auch war eine Verwendung für
Cabriofahrten mit Fahrgästen durch das verzweigte Hamburger U-Bahntunnelnetz in
Aussicht genommen. In Berlin führt die BVG diese nächtlichen Tunnelfahrten mit
dem U-Bahn-Cabrio seit Jahren mit großem Erfolg durch. Das Jubiläum „100 Jahre
Hamburger U-Bahn“ 2012 zeigte, dass die Fahrgäste gerne Sonderveranstaltungen
„ihrer Hochbahn“ besuchen.
Die
Walddörfer und Großhansdorf, 1961 als Ziel ausgewählt, bieten auch im Jahr 2014
ein Umfeld, das mit dem Fahrrad gut erkundet werden kann. Eine Neuauflage des
Versuchs aus 1961 als Sonderveranstaltung wäre doch eine Überlegung wert! Mit
den beiden historischen Umbauwagen 8838 (TU 1 ) und 8762 (TU 2) verfügt die
HOCHBAHN über zwei Triebwagen, die damals das Erscheinungsbild der U-Bahn
prägten. Zwar kann diesen U-Bahnwagen nun keine LB 2 mehr beigefügt werden,
aber es gibt ja noch andere Loren im Bestand der U-Bahn.
Text: Lutz Achilles / HOV