Bild des Monats August 2015

 

 

HOV 1983: Ein „Eppendorfer“ kehrt zurück auf Hamburgs Straßen

 

Der Hamburger Omnibus Verein e.V. kann mit seiner umfangreichen Sammlung historischer Omnibusse wichtige Entwicklungsschritte des westdeutschen Omnibusbaus darstellen, sofern diese für Hamburg von Bedeutung waren. Dazu gehört u.a. ein Fahrzeug, das den Übergang in der Standardisierung im westdeutschen Omnibusbau vom VÖV-Standardlinienbus Typ I zum Standardlinienbus II zeigt, der bereits in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre maßgeblich von Hamburg aus eingeleitet wurde.

 

Es handelt sich dabei um den 1979 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellten Wagen 1983 vom Typ S 80. Dieser wurde neben elf weiteren durch die HOCHBAHN-Tochter FFG Fahrzeugwerkstätten Falkenried GmbH im Auftrag der Daimler-Benz AG und des Bundesministeriums für Forschung und Technologie hergestellt. In der Mitarbeiter-Zeitung „HOCHBAHN Aktuell“ wurde der Bus in einem Beitrag über den HOV als „Eppendorfer“ vorgestellt. Zwar lag die damalige Produktionsstätte der FFG am Falkenried im Stadtteil „Hoheluft-Ost“, der Bezug zum (bekannteren) Nachbarstadtteil „Eppendorf“ erschien aber gefälliger.

 

Auf die technischen Einzelheiten zum S 80 wird hier nicht weiter eingegangen, weil diese im Bild des Monats von „Mai 2009“ und in unserer Fahrzeugbeschreibung auf der HOV-Seite nachzulesen sind. Obwohl der nach seiner Ausmusterung im Januar 1986 zum HOV gelangte Bus bis heute über eine gute Grundsubstanz verfügt, erforderte die Ertüchtigung für die Wiederzulassung doch rund 500 Arbeitsstunden von zwei sehr engagierten Vereinsmitgliedern in deren Freizeit. Deren ehrenamtliche Arbeit endete in diesen Tagen erfolgreich, so dass die Zulassung unmittelbar bevorsteht. 

 

Vorher war eine Reihe von Problemen zu lösen, davon seien nachfolgend einige beispielhaft genannt: Obwohl „fabrikneue“ Reservereifen für den Bus noch im Bestand des Vereins vorhanden sind, verbot sich aus Sicherheitsgründen deren künftiger Einsatz, weil das Gummi nach Jahrzehnten erhärtet ist. Bei dieser speziellen Reifengröße handelte es sich um eine Sonderanfertigung, die zu vertretbaren Kosten nicht mehr zu beschaffen war. Also galt es, als Kompromiss neue Felgen für heute lieferbare Reifengrößen zu finden, ohne die Besonderheit des S 80, durch kleine Reifen die Einstiegsverhältnisse günstig zu gestalten, tatsächlich und auch optisch zu verlieren. Nach längerer Suche gelang es, entsprechende Felgen zu finden. Nun mussten die Bremsen entsprechend angepasst werden. In Zusammenarbeit mit dem für die technische Abnahme zuständigen Prüfer gelang es, die passenden Bremsen zu beschaffen, die aber in Teilen noch anzupassen waren. Auch waren nicht alle Teile schnell lieferbar. Dass das Projekt durch Unbekannte zwischenzeitlich sabotiert wurde, indem diese zwei (von sechs) Reifen samt Felgen nachts entwendeten, sei nur Rande erwähnt. Es verdeutlicht aber, dass neben der Arbeitsleistung und Durchhaltewillen auch ausreichend finanzielle Mittel durch den Verein und deren Mitglieder bereitgestellt werden mussten. 

 

Aber es galt, weitere Probleme zu lösen - darunter die Notwendigkeit, einzelne durch Mottenfraß zur Jahrtausendwende zerstörte Sitzpolster zu erneuern. Trotz intensiver Suche gelang es nicht, den Originalpolsterstoff aus den 1970er-Jahren zu beschaffen. Also musste hierfür Ersatz gefunden werden. Zum Mottenfraß kam es, als auf einer Veranstaltung auf dem Flughafen durch einen Besucher Kleidermotten – zunächst unbemerkt - in den Bus getragen wurden. Ein Umstand, auf den wir gerne verzichtet hätten.

 

Die elektrische BROSE-Fahrtzielbandanlage mit elektronischer Steuerungstechnik vergangener Jahrzehnte wird im Winter noch manche Arbeitsstunde erfordern, um sie wieder zum Leben zu erwecken. Auch wird der Werbe-Schriftzug auf der Front wiederhergestellt. Einer Wiederzulassung steht das aber nicht entgegen…

 

Unser Bild des Monats zeigt den HOV-Bus 1983 mit neuen Felgen und Reifen am 22.07. 2015 in Meckelfeld. Optisch scheint der Wechsel auf die neue Bereifung gelungen. Die sechs in Hamburg eingesetzten S 80 zeichneten sich durch eine von der damals in Hamburg üblichen Farbgebung für Stadtlinienbusse abweichende Gestaltung aus. Der im Bestand des HOV befindliche S 80 hatte diese zunächst auch. Für eine HVV-Ausstellung in der Hamburg-Vertretung beim Bund in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn erhielt er im Spätsommer 1983 eine Lackierung in dem damals gebräuchlichen Farbschema der Hamburg-Farben rot-weiß. Zunächst aber ergänzt mit Werbung für die Hamburger Verkehrsmittel-Werbung GmbH an den seitlichen Dachkanten, Front und Heck.

 

Beim „1983“ handelt es sich um den ersten von insgesamt zwölf bei FFG gebauten S 80-Eindeckern. In seiner kurzen  Einsatzzeit erhielt der Bus eine Reihe von optischen Veränderungen, von denen wir einige nachfolgend abbilden:

 

Wagen 1983 mit provisorischen, spitzen Blinkern und einem nicht amtlichen Kennzeichen.

 

Wagen 1983 am 15.06.1979 im IVA `79-Verkehr mit flachen, geriffelten Blinkern, ohne Bezeichnung „S 80“ auf der Front und dem Kennzeichen HH-XR 1583.

 

Der während seiner Einsatzzeit auf dem Betriebshof Mesterkamp stationierte Bus mit dem Ersatzkennzeichen HH-XR 1593 am 17.04.1983.

 

Am 06.10.1983 hatte der Bus bereits für die Ausstellung in Bonn die neue Farbgebung mit dem HVW-Schriftzug an der Dachkante, Front und Heck.

 

Der Wagen 1983 im Sommer 1985 in U/S Barmbek. In Erinnerung an die für die „S 80-Familie“ markanten Merkmale hat der Bus beim HOV im Front – und Heckbereich, sowie an der Dachkante seine schwarzen Streifen zurück erhalten.

 

Parallel zur Erprobung der S 80 mit Technik von Daimler-Benz kamen in München und Düsseldorf auch insgesamt zehn S 80 mit MAN-Technik zum Einsatz. Bei der Rheinbahn in Düsseldorf befindet sich heute ein solcher S 80 im Museumsbestand. Das Foto zeigt den Wagen 8515 am 20.04.2012 in Düsseldorf. Auch hier musste das Reifenproblem gelöst werden – bei diesem „Standmodell“ allerdings mit kleinen Straßenrollerreifen.

 

Schauen Sie auch hier noch einmal vorbei:

Mai 2009
1979 – 30 Jahre S80

Text: Lutz Achilles / HOV


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