Bild des Monats Januar 2016
Ein späterer
Museumsbus in Othmarschen
Am
24.05.1970 liegt der BÜSSING Präfekt
11 „Standard“ HHA 2817 als Stadtbus
auf dem Statthalterplatz am S-Bahnhof
Othmarschen über. Er gehörte zu der ersten VÖV-Schnellbusserie, die die
HOCHBAHN 1968 für das Hamburger Schnellbusnetz beschaffte. Dieser nur 9,6 m
lange Fahrzeugtyp wies – einem Schaukelpferd gleich - schlechte
Fahreigenschaften auf, die man den Schnellbusfahrgästen nicht zumuten wollte.
Für den Stadtbuseinsatz galten andere Kriterien. Daher beschaffte die HOCHBAHN
bereits 1969 eine Ersatzserie (Wagen 6901-6931, im Bildhintergrund unter der
S-Bahnbrücke erkennbar) mit besserer Bestuhlung (nun alle Sitze in Fahrtrichtung)
und begann im gleichen Jahr, durch Herausnahme von Sitzbänken und teilweisen
Ersatz durch Einzelsitze erste Schnellbusse in Stadtbusse umzubauen. Die
Farbgebung wechselte unterhalb der Fenster vom „Schnellbus-rosa“ in das
„Stadtbus-rot/weiß“. Im Fenster- und Dachbereich verblieb es beim
hellrosa-weiß, obwohl Stadtbusse hier bis 1968 beige lackiert waren. Aber diese
neue Farbkombination fand bei allen ab 1969 beschafften Stadtbussen Verwendung.
Mit dem Umbau einher ging eine Umzeichnung der Wagennummern von 5801 bis 5833
in 2801 – 2833.
Der
hier abgebildete Bus fuhr auf der Linie 184, die den Fahrgästen aus der
Neubau-Großsiedlung Osdorfer Born eine Verbindung zu einer
Schnellbahnhaltestelle ermöglichte. Die damals den Anwohnern vom SPD-Senat
versprochene U-Bahnanbindung wurde Mitte der 1970er-Jahre aus Kostengründen
gestrichen. Derzeit gibt es von Politikern wieder das Versprechen einer U-Bahn
zum Osdorfer Born. Links am Bildrand ist ein Schnellbus des Typs Magirus-Deutz
170 S 10 H von 1969 (Teilserie: 5901-5976) zu sehen. Diese Großserie von 100
Bussen bot einen erheblich höheren Fahrkomfort, als alle Büssing-Busse.
Nach
Fertigstellung einer Omnibuskehre am S-Bahnhof Klein Flottbek
wurde der Endpunkt der Linie 184 zum Sommerfahrplan 1982 zu dieser nähergelegenen
Station verlegt. Für die Nutzer aus dem Osdorfer Born ergab sich dadurch eine
leichte Zeitersparnis. Heute ist die ehemalige HHA-Linie 184 eine Teilstrecke
der stark nachgefragten Metrobuslinie 21 der VHH.
Wie
der Zufall es wollte, gelangte der hier abgebildete Bus nach seiner
Ausmusterung bei der HOCHBAHN in 1974 über den Schrotthändler Ewald Lemke und
die Privatunternehmer Fuchs (Harburg)
und Strunk (Vossloch) 1982 in die Sammlung des HOV. Die Aufarbeitung des Busses
steht noch aus.
Im
Hintergrund sieht man das markante Empfangsgebäude des im Mai 1897 eröffneten
S-Bahnhofs Othmarschen. Der Zugverkehr auf der Verbindung Altona – Blankenese
wurde 1867 aufgenommen.1882 hielten die Züge erstmals auch in Othmarschen. Nach
Höherlegung der Bahnstrecke entstand der Bahnhof Othmarschen an leicht
versetzter Stelle 1897 neu, ab 1902 auch als „Othmarschen – Groß Flottbek“
bezeichnet. Der elektrische S-Bahnbetrieb begann hier bereits 1908.
Bis
heute zeigt die Deutsche Bahn, dass historische Bahnhofsgebäude von ihr meist
als nicht erhaltenswert angesehen werden – und wenn doch, passen sich diese oft
mit einem ungepflegten Aussehen den modernen Zugangsbauwerken an. In den
1980er-Jahren verschwand dieses schöne Bauwerk und wurde durch eine schlichte Beton-Zugangsanlage
ersetzt. Umso überraschender erscheint es heute, dass um 2000 die Deutsche Bahn
mit der Instandsetzung der hölzernen Bahnsteigüberdachung begann. 2005 wurde
sie einschließlich der Gebäude auf dem Bahnsteig unter Denkmalschutz gestellt.
20 Jahre früher hätte man das Gesamtensemble des Bahnhofs unter Schutz stellen
können.
Seit
Jahrzehnten ist dieser S-Bahnhof Ausgangspunkt für den Sonderbusverkehr zum
Volksparkstadion. Für die Fußball-Weltmeisterschaft wurde im Frühjahr 2006 die
Omnibuskehre Statthalterplatz grundlegend umgebaut. Ein hier noch existenter
Röhrenbunker aus dem II. Weltkrieg musste vorher abgetragen bzw. verfüllt
werden. Auf der neu gestalteten Businsel entstand so auch ein kleines
Restaurant.
Text: Lutz Achilles / HOV