Bild des Monats April 2016

 

 

Frühling in Hamburg

 

Auch wenn der Monolog des Faust im Osterspaziergang (Faust I)  „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche …“ wegen des vergangenen Winters, der keiner war, wenig taugt, um in Hamburg den diesjährigen Übergang vom Winter zum Frühling zu beschreiben, erwacht die Natur trotzdem allmählich. Schon immer fällt der Frühlingsbeginn metrologisch und kalendarisch auseinander, in Hamburg aber gibt es noch eine Besonderheit zu beachten, den „Hamburger Forsythienkalender“. Erst wenn ein bestimmter, an der Lombardsbrücke stehender Forsythienstrauch aufblüht, gilt der Frühling in Hamburg als angekommen. Hierüber wird vom „offiziellen Forsythien-Beauftragten“ seit dem Frühjahr 1945 genau Protokoll geführt.

 

Die erwachende Natur mit ihren leuchtenden Frühlingsblumen wirkt als Stimmungsaufheller für die Hamburger und Hamburgerinnen. Nicht nur in Gärten und Parks sind diese nun zu finden, sondern auch im Straßenbegleitgrün, soweit der für die Pflege und den Erhalt verantwortliche Bezirk die finanziellen Mittel dafür hat, um notwendige Bepflanzungen vorzunehmen.  Auch wenn durch Straßenausbau - auch im Zuge der Busbeschleunigung - immer wieder begrünte Flächen am Straßenrand verschwinden, findet man noch an vielen Stellen der Stadt diese Frühlingsboten. Mit unserem Bild des Monats wollen wir daran erinnern, denn in vielen Fällen lässt sich die Dokumentation des Oberflächenverkehrs mit einem entsprechenden Motiv kombinieren. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den heute – in unserer schnelllebigen Zeit – kaum noch anzutreffenden Brauch, Verkehrsmittel mit dem ersten Birkengrün zu schmücken. Das geschah früher gerne zu Christi Himmelfahrt, von nicht so gläubigen Mitbürgern gerne als „Vatertag“ für (meist feuchtfröhliche) Ausflüge genutzt.

 

Als Bild des Monats sehen wir einen so geschmückten Bus an der Endstelle Tannenhof stehen. Das am 17.05.1964 aufgenommene Foto zeigt den Wagen 7160, der aus der 1960/61 von der HOCHBAHN beschafften Serie 7100 – 7161 von Büssing 11R / U7H, Typ „Hamburg“  stammt. Mit dem ehemaligen VHH-Bus 603, der über Jahrzehnte im ehemaligen Straßenbahnbetriebshof Horn von der TOG als Bürobus genutzt wurde, verfügt der HOV seit 1991 über einen (noch nicht restaurierten) Vertreter dieser Stadtbusgattung.

 

 

Aber zurück zum Straßenbegleitgrün. Der die Haltestelle Schillingsbekweg verlassende HOCHBAHN-Bus 6406 (EvoBus MB O 530 MÜ, Serie 6404 - 6410, Baujahr 2005) passierte am  20.04.2012 die im Sonnenlicht voll aufgeblühten Tulpen. Der Bus gehört, wenn man von den später beschafften wenigen „LE“-Bussen einmal absieht, zu der bisher letzten Schnellbusbeschaffung der HOCHBAHN, die sich vom Komfort und den Sitzplätzen her dem vom Schnellbusfahrgast zu zahlenden Zuschlag als würdig erweist. Dieser Schnellbus war damals auf der Stadtbuslinie 281 im Einsatz. Bis heute kommen immer wieder Stadtbusfahrgäste in den Genuss, mit einem Schnellbus befördert zu werden – allerdings gibt es auch den umgekehrten Fall, dann aber meist verbunden mit Komforteinschränkungen.

 

 

Narzissen sind auch typische Frühlingsboten. Hier blühen sie auf der Grünfläche zwischen den beiden Fahrbahnen der Hindenburgstraße. Es kommt vor, dass solche Anpflanzungen vom örtlichen Bürgerverein gesponsert werden, wie auch hier vom Alsterdorfer Bürgerverein von 1990 e.V.. In Hintergrund sieht man den abgesetzt stehenden Glockenturm der Anfang der 1960er gebauten Kirche der Martin-Luther-Gemeinde in Hamburg-Alsterdorf. Der aus der Alsterdorfer Straße abgebogene Niederflur-Gelenkbus 7142 eilte am 30.03.2002 seinem Endziel zu.

Aufgrund politscher Vorgaben Ende der 1980er hatten die deutschen Omnibushersteller kurzfristig behindertengerechte Niederflurbusse zu liefern. Mercedes konstruierte hierfür den ab 1984 eingeführten MB O 405 entsprechend um. Ab 1992 stand auch eine niederflurige Gelenkbusversion zur Verfügung. Die HOCHBAHN beschaffte hiervon 1992 und 1993 insgesamt 75 MB O 405 GN (7100 – 7147, 7301 – 7328), um so alle Gelenkbusse der ersten Generation (DB O 305 G der Baujahre 1979 und 1982) 1:1 zu ersetzen.

Links vom Bus sieht man noch den Zugang zum damals schon abgebrochenen „Kasino“, einer ehemaligen Wehrmachtseinrichtung, zuletzt durch die HEW für Veranstaltungen genutzt. Hinter dem Bus verweist ein Bauschild auf das Wohnungsbauprojekt „Alsterdorfer Winkel“.

 

 

Als Motiv für Frühlingsfotos bietet sich regelmäßig auch der Hauptfriedhof Ohlsdorf an. Insbesondere zur Blüte der ausladenden Rhododendren werden ab Mitte Mai viele Wege und Straßenzüge auf dem weltgrößten Parkfriedhof meist in ein leuchtendes Violett getaucht. Andere Farbtöne dieser Pflanze sind hier eher selten. Dafür sorgen dann andere Pflanzen, z.B. die Zierkirsche. Eine Besonderheit stellt so der gegenüber der Kapelle 6 anzutreffende Rhododendron in Orange dar.

Im Hintergrund umrundete am 21.05.2011 der HOCHBAHN-Citaro 2219 (EvoBus MB O 530, Serie 2206 - 2221, Baujahr 2001/02) die 1905 nach Plänen von Cordes und Erbe erbaute Kapelle 6.

Unser Bild des Monats Januar 2010 (siehe Archiv) hatte bereits das „Gesamtkunstwerk Hauptfriedhof Ohlsdorf“ zum Thema. Der Hauptfriedhof befindet sich heute im Umbruch. Der unverändert einmalige Busverkehr mit zwei auf dem Friedhof verkehrenden Stadtbuslinien hat aufgrund des nicht regulierten Autoverkehrs über die Jahre an Bedeutung verloren. Trotz der erwarteten Überalterung der Bevölkerung sinkt die Zahl der jährlichen Bestattungen. Der Trend von der Sarg- zur Urnenbeisetzung führt zu kleineren Grabstellen. Von den zwölf Friedhofskapellen (1-4, 6-13) sind heute drei (1, 3 und 7) geschlossen. Unter dem Motto „Ohlsdorf 2050“ sollen die Hamburger nun Vorschläge für eine künftige (Um-)Nutzung von Teilen des Friedhofs machen. Es bleibt zu hoffen, dass die säkulare Friedhofskultur mit sakralen Elementen in Ohlsdorf erhalten bleibt. Heute wird der Friedhof von Autofahrern gerne zum Durchfahren (mit nicht immer angepasster Geschwindigkeit) genutzt, um so Staus in der Umgebung auszuweichen. Die gut ausgebauten Straßen und die großzügig bemessenen Öffnungszeiten für den Autoverkehr, im Winter bis in die Dunkelheit hinein, begünstigen Metalldiebe. Auch dient der Parkstreifen entlang der Talstraße, in der Nähe des Haupteingangs und günstig zum Bahnhof Ohlsdorf gelegen, zunehmend dem kostenfreien P+R-Verkehr. Weiter werden hier Reisebusse für das nahegelegene Hotel abgestellt.  

Text: Lutz Achilles / HOV


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