Bild des Monats Juni 2016

 

 

MetroBus – ein Erfolgsprodukt des HVV, dessen Namen man nicht mehr sieht

 

Seit 2001 gibt es in Hamburg den Metrobus, der vielen Hamburgern zu einem sich an den Schnellbahnen orientierenden Fahrplantakt im Busverkehr lange vermisste Direktverbindungen bietet. Im unserem „Bild des Monats“ vom Juni 2011 (siehe Archiv) hatten wir auf zehn Jahre Metrobus zurückgeblickt, dessen ständig wachsende Fahrgastzahlen bereits damals auf vielen Linien durch Verdichtung des Fahrtenangebotes zur Auflösung des klassischen 10-Minuten-Taktes führte. Dem HVV-Bericht für 2011 ist zu entnehmen, dass der Fahrgastzuwachs in der ersten Dekade im gesamten MetroBusnetz 27 Prozent und bei den Tangentiallinien (M20-M27) sogar 34 Prozent betrug. Die Fahrgastzuwächse bestehen bis heute fort.

 

Nach nun weiteren fünf Jahren soll das aktuelle Bild des Monats die Entwicklung des MetroBus-Systems in Hamburg betrachten. Am 27.09.2013 standen zwei Busse der Linien M25 und M20 in der im Zuge der Busbeschleunigung zu einer Umsteigehaltestelle im MetroBusnetz umgebauten Haltestelle Gärtnerstraße. Links sieht man Wagen 7421 mit seiner auffälligen Lackierung von Fulda-Bus, einer ehemaligen HOCHBAHN-Tochter. Der MB O 530G, Baujahr 2004, gelangte 2012 zusammen vier weiteren Bussen zur HOCHBAHN (Serie 7421-7425). Diese wurden an die HOCHBAHN-Tochter Jasper verliehen und im Januar 2015 ausgemustert. Rechts daneben der HOCHBAHN-Bus 7266 (MB O 530G, Baujahr 2012, Serie 7264-7273). Eine Stadtbahn mit begrünten Gleisen würde diesen Bereich optisch aufwerten, ohne die Funktionalität einzuschränken.    

 

Ab 2011 gab es die nachfolgend aufgeführten Änderungen im Liniennetz sowie mehrere Taktverdichtungen, insbesondere auf den Linien M3, M4, M5, M6, M13, M21, M22 und M23, die hier im Einzelnen aber nicht weiter dargestellt werden.

 

11.12.2011

M3 – Die Mo-Fr Rathausmarkt endenden Zwischenwagen erhalten in der Bergstraße am Eingangsportal von St. Petri den Endpunkt Rathausmarkt (Petrikirche).

 

09.12.2012

M3 – Zurücknahme des Linienabschnitts Rathausmarkt – Speicherstadt – HafenCity (Eröffnung Linie U4), dafür Verlängerung ab Rathausmarkt über Mönckebergstraße und ab Hauptbahnhof wie Linie 120/124 bis Rothenburgsort und Kraftwerk Tiefstack. Linie M3 ersetzt damit die bisher intern als „Linie 119“ geführten Fahrten der Linie 120 zwischen Hauptbahnhof und Rothenburgsort. Die Linie M3 wird damit zur ersten Durchmesserlinie im MetroBusnetz und verkehrt in weiten Teilen auf der Strecke der früheren Straßenbahnlinie 12 (Bahrenfeld – Rothenburgsort).

 

Durch die Verschmelzung der PVG auf die VHH übernahm diese zum 01.12.2012 die Konzessionen der MetroBuslinien M1, M2, M3, M15, M21 und M22 (s.a. Bild des Monats Dezember 2012). 

 

M4 – Zurücknahme des Linienabschnitts Brandstwiete - HafenCity (Eröffnung Linie U4),  Brandstwiete zeitweise Endpunkt der Unterlinie, weiter unverändert bis Hauptbahnhof / ZOB.

 

M6 – Zurücknahme des Linienabschnitts Bei St. Annen - HafenCity (Eröffnung Linie U4), dafür Linienendpunkt in der Speicherstadt, Auf dem Sande und neue Unterlinie Rathausmarkt - Rödingsmarkt - Ludwig-Erhard-Straße – Millerntorplatz – Budapester Straße bis U Feldstraße.

 

15.12.2013

M9 – Linienweganpassungen im Bereich Bf. Tonndorf.

 

M12 – Wegen Überarbeitung des Busangebotes auf der Achse Bergedorf – Geesthacht Zurücknahme des Abschnitts Bf. Bergedorf – Geesthacht der Metrobuslinie 12 und Ersatz durch eine Regionalbuslinie (überlagert von neuen Direktverbindungen). Dafür Verlängerung der M12 ab Bf. Bergedorf auf dem Linienweg der eingestellten Stadtbuslinie 334 nach S Allermöhe.

 

 

Am 14.12.2013 fuhr die M12 noch über die Haltestelle Mohnhof nach Geesthacht – hier VHH 0219, MB O 530G, Serie 0201-0220.

 

M26 – Weil der Betreiber des Flughafens nicht bereit war, für die durch den Ausbau der Parkkapazitäten entfallenden Überliegeplätze für Linienbusse Ersatz zu schaffen, Zurücknahme des Abschnitts U Alsterdorf – Flughafen / S Hamburg-Airport. Der Flughafen ist seitdem ohne Anbindung an das MetroBusnetz. Die als Ersatz verlängerte Stadtbuslinie 118 bedient nicht mehr den Flughafen, damit endete auch die über Jahrzehnte bestehende ÖPNV-Direktanbindung des Stadtteils Alsterdorf auf der Straße (erst Straßenbahn, dann Bus) zum Flughafen. Neue Unterlinie ab Überseering (West) bis U Kellinghusenstraße als Ersatz für die Stadtbuslinie 118. Umstellung der gesamten Linie auf Gelenkbusbetrieb (montags bis freitags). Allerdings verkehren die Busse der Unterlinie zur M26 ab City Nord oft im Sichtabstand zu der hier ebenfalls verkehrenden M20, so dass das Fahrtenangebot dadurch überdimensioniert erscheint.

 

14.12.2014

M11 – ersetzt durch die Stadtbuslinie 133, überlagert von weiteren Stadtbuslinien. Um das Teilnetz Glinde für die VHH zu erhalten, bot die VHH im Sommer 2005 an, den Betrieb hier eigenwirtschaftlich durchzuführen. Die Kostenentwicklungen der letzten Jahre und die zwischenzeitliche Entwicklung der gesetzlichen Ausgleichszahlungen führten dazu, dass die VHH am 08.11.2013 erklärte, künftig den Betrieb im Bereich Glinde nicht mehr eigenwirtschaftlich durchführen zu können. Auch sei das Fahrtenangebot gegenüber der Nachfrage als überdimensioniert anzusehen. Im Rahmen einer Notvergabe wurde die VHH für zwei Jahre mit dem weiteren Betrieb betraut, allerdings mit einem nachfragegerechteren Leistungsangebot, das allerdings nicht die Kriterien für das Metrobussystem erfüllt. So kam es zum vollständigen Wegfall der MetroBuslinie M11.

 

M15 – Neue Unterlinie Agathe-Lasch-Weg – S Othmarschen

 

M27 – Umstellung auf Gelenkbusbetrieb

 

Am 18.11.2008 verkündete der HVV mit der „Angebotsoffensive im Busnetz“ Ausbaupläne für das Busnetz. Einzelne Maßnahmen wurden verwirklicht, andere anscheinend stillschweigend verworfen. Die angekündigten Verlängerungen der MetroBuslinien

M6 bis U/S Sternschanze

M8 bis U Ohlstedt

M15 bis Farmsen

M27 bis S Poppenbüttel

sind bis heute nicht umgesetzt worden, z.T. aufgrund von Anwohnerprotesten aus Sorge um Parkplätze.

 

Die vom immer noch wachsenden Kfz-Verkehr in Hamburg ausgehenden Störungen im Betriebsablauf der Linienbusse führen bis heute zu einer Verringerung der durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit im Tagesverkehr. Davon betroffen auch zahlreiche MetroBuslinien. In der Kleinen Anfrage vom 14.09.2012 (Drs. 20/5199) wurden durchschnittliche Reisegeschwindigkeiten genannt: M3: 7,9 km/h (!), M6: 13,1 km/h, M25: 14,6 km/h, M4: 14,7 km/h, M5: 14,9 km/h, M20: 15,0 km/h, M7: 16,4 km/h, M2: 18,7 km/h, M21: 18,7 km/h.    

 

Mit Übernahme des Senats durch die SPD im Frühjahr 2011 entfiel das vorher von der SPD als Oppositionspartei mit Nachdruck geforderte Projekt einer Stadtbahn für Hamburg – nach Ansicht des Ersten Bürgermeisters endgültig. Stattdessen wurde auf Grundlage eines Gutachtens der früheren HOCHBAHN-Tochter Hamburg-Consult GmbH die Idee der Busbeschleunigung als Mittel zur Verbesserung der Pünktlichkeit, der Haltestellen, der Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit und damit zur Erhöhung der Kapazitäten im Busverkehr von bis zu 30 v.H. entwickelt. Schwerpunkt bilden dabei große Teile des MetroBusnetzes, die Umsetzung ist noch nicht beendet. Hierzu wurden zwei Ausbauziele definiert: Das Ausbauziel A umfasst die MetroBuslinien M2, M3, M4*, M5, M6, M7, M20, M21* und M25 und soll bis 2016 umgesetzt sein (* Schwerpunkt Eidelstedter Platz). Danach soll sich mit dem Ausbauziel B der Betrieb auf den Linien M1, M5 (Nord), M23, M25 (Süd) und M26 bis 2020 verbessern. In Teilbereichen profitieren davon auch einzelne Schnell- und Stadtbuslinien.

 

Die Kosten von voraussichtlich 259 Millionen € und die damit verbundenen Baumaßnahmen wurden zu einem heftig diskutierten Thema in der Stadt – und Gegenstand zahlreicher Drucksachen der Hamburgischen Bürgerschaft, die damit einen Überblick zu den einzelnen Maßnahmen geben. Die aufgrund von Bürgerprotesten durch die Bürgerschaft eingeforderte Bürgerbeteiligung vor Ort wird nach Auffassung des Senats die Umsetzung des Vorhabens zeitlich verzögern, das gilt insbesondere für die Umsetzung des Ausbauziels B (Drs. 21/2938).

 

Die für die M5 mit rund 60.000 Fahrgästen täglich prognostizierte Fahrzeitverkürzung von sechs Minuten zwischen U Niendorf Markt und Hauptbahnhof/ZOB wurde mittlerweile im Fahrplan berücksichtigt. Für den Nutzer erlebbar sind kürzere Standzeiten an einer Reihe von Haltestellen und Verkehrsampeln, allerdings gilt das nicht für die gefühlte Pünktlichkeit und die Einhaltung der Taktfolge, oft leicht auf der dynamischen Anzeige an den Haltestellen abzulesen. In Hamburg gilt eine Busfahrt erst als verspätet bei einer Abweichung von fünf Minuten. Bei der 2014/2015 ertüchtigten M7 beträgt die Fahrzeitreduzierung drei Minuten statt der erwartenden vier Minuten (Drs. 21/2938). 

 

Es ist derzeit nicht abzusehen, ob alle Planungsziele im vorgesehenen Umfang erreicht werden – und wenn, dann sorgen die nicht konsequente Bevorzugung des ÖPNV gegenüber dem privaten Autoverkehr im übrigen Stadtgebiet, steigende Pkw-Zulassungszahlen und die sinkende Verkehrsdisziplin zu immer neuen Störungsquellen für einen stabilen und zuverlässigen Busverkehr in Hamburg. Hinzu kommt, dass das stetig steigende Fahrgastaufkommen auf vielen MetroBuslinien dem Bussystem seine Grenzen aufzeigt. Prognosen erwarten Fahrgaststeigerungen bis 2020 allein für die MetroBuslinien M5 von 23,4 Prozent,  M20 von 11,7 Prozent und M25 von 12,3 Prozent (Verkehrsausschuss 21/1). In anderen Städten würden viele MetroBuslinien als stadtbahnwürdig angesehen – nicht so in Hamburg. Parallel dazu finden auch Verbesserungen im Radverkehr statt. Festzuhalten bleibt aber, dass mit der Umsetzung auch der Individualverkehr von besseren Straßen profitiert, allerdings schien anfangs so manche Fahrbahnmarkierung in Kreuzungsbereichen Autofahrer nachweislich zu überfordern. Im Gegenzug entfallen einzelne Stellplätze für Kfz, aber auch Straßenbäume verschwinden und querende Fußgänger müssen punktuell länger warten.

 

Seit Ende 2012 baut die VHH ihre MetroBuslinie M3 zu einer „Premiumlinie“ aus. Fast ein Zehntel aller VHH-Fahrgäste nutzen heute die M3. Neben dem im Dezember 2012 auf dieser Linie und der Schnellbuslinie 31 eingeführten kostenlosen WLAN, zeichnet sich der Betrieb auf dieser Linie u.a. aus durch:

·         Ausgewählten Kreis von Stammfahrerinnen und Stammfahrern

·         Fahrradabstellplätze an ausgewählten Haltestellen

·         Einsatz möglichst moderner Gelenkbusse mit vier Türen

·         TFT-Monitore mit extrabreiten Bildschirmen als „Infotainment-System“ mit zahlreichen Informationen für die Fahrgäste

·         Vergrößerte Stehplatzflächen im Vorderwagen

·         Auffälliges Branding an den auf der Linie eingesetzten Stammwagen

 

 

Am 17.01.2015 hielt  auf der Linie M3 der mit einem Linien-Branding versehene VHH 1314 (MB O 530 G C2, Baujahr 2014, Serie 1311-1322) an der Haltestelle U Feldstraße.

 

Der Alltag für das Fahrpersonal auf der M3 gestaltet sich sehr anspruchsvoll, weil neben dem hohen Fahrgastaufkommen auch der Streckenverlauf mit viel Kfz-Verkehr vielfältige Anforderungen an das fahrerische Können des Personals stellt. Die Beliebtheit dieser Linie hält sich beim Personal in Grenzen, allerdings finden sich im Stadtgebiet weitere vergleichbar unbeliebte Linien.

 

Wie die HOCHBAHN erprobt auch die VHH verschiedene Anwendungen zur  Elektromobilität im Busverkehr und folgt damit einer Senatsvorgabe. Deswegen werden ab Sommer 2016 auf der 19,5 km langen M3 zwei in Belgien bei Van Hool hergestellte ExquiCity 18 erprobt. Diese rein elektrisch fahrenden Gelenkbusse beziehen ihre Energie aus Batterien, die einen Betrieb ohne erneute Aufladung über rund 120 km erlauben sollen. Frühere Überlegungen, die Busse unterwegs an ausgewählten Haltestellen mittels Induktion aufzuladen, verwarf man zwischenzeitlich, stattdessen wird das schon von der sogenannten Innovationslinie 109 bekannte Verfahren mit stationären Nachladeeinrichtungen an den Linienendpunkten angewandt werden. Eine Vollaufladung wird dann immer nachts auf dem VHH-Betriebshof Schenefeld erfolgen. Hierfür werden maximal vier Stunden benötigt. Auf dieser Premiumlinie werden die Busse ab Sommer 2016 mit ihrem futuristischen Design zusätzlich neben den Plankursen zwischen Schenefeld und Tiefstack unterwegs sein. Zuvor war einer ExquiCity 18 der VHH vom 14. bis 16.06.2016 auf der Messe „Transports Publics 2016“ in Paris. Die 18,61 m langen Busse werden 46 Sitz- und 63 Stehplätze aufweisen und auch als „Trambusse“ bezeichnet, nicht zu verwechseln mit dem auch im Hamburg der 1940er- und 1950er-Jahren anzutreffenden legendären Trambus von BÜSSING, der bei 10,5 m Wagenlänge über 32 Sitz- und 59 Stehplätze verfügte. Für Diskussionen wird die einflügelige Einstiegstür sorgen. Bei Bestellung der beiden Probewagen bot Van Hool nur diese Variante an. Künftig können auch Busse mit einer doppelflügeligen Einstiegstür geliefert werden.

 

Nach Versuchen in Bergedorf, Harburg und Ahrensburg führte der HVV am 05.03.2012 für seine Fahrgäste im gesamten Verbundgebiet ganztägig den „Einstieg vorn“ ein. Bei den stark nachgefragten Linien M4, M5 und M6 gilt diese Regelung montags bis sonnabends erst ab 21 Uhr und an Sonn- und Feiertagen ganztägig. Nicht nachvollziehbar ist, warum die ebenfalls stark belastete M3 nicht eine vergleichbare Ausnahmeregelung erhielt.

 

 

Mit 60.000 Fahrgästen täglich wurde die M5 zum Haupteinsatzgebiet der Doppelgelenkbusse. Am 25.07.2015 hielt der Wagen 8505 (Van Hool AGG300, Baujahr 2005, Serie 8501-8510) auf der im U-Bahn-Ersatzverkehr verlängerten M5 an der Haltestelle Gerhart-Hauptmann-Platz. 

 

Die seit Jahren zu verzeichnenden steigenden Fahrgastzahlen betreffen auch die MetroBuslinien und führen immer wieder zu Besetztmeldungen, weil Fahrgäste nicht mitgenommen werden können. 2012 gab es bei HOCHBAHN, VHH und KVG mit zusammen rund 5.900 Besetztmeldungen einen neuen Spitzenwert, für jeden betroffenen Fahrgast ärgerlich, aber dieser Wert bedeutet auch, dass bei 99,9 Prozent aller geleisteten Fahrten alle Fahrgäste mitgenommen werden konnten, sicherlich nicht immer hinreichend komfortabel. „Spitzenreiter“ war 2012 die M27 mit 333 Meldungen, es folgten die M6 mit 264 und die M5 mit 260. Trotz noch nicht vollständiger Umsetzung der Busbeschleunigung ergab eine Kleine Anfrage vom 04.07.2014 (Drs. 20/12279) bereits einen Rückgang der Besetztmeldungen auf den Buslinien M4 und M5. Auf anderen Linien gelang es, durch Einsatz von 18-Meter-Gelenkbussen anstelle von 12-Meter-Solobussen Verbesserungen zu erreichen.  Für die M21 bedeutete das zunächst den Einsatz von 15-Meter-Bussen – eine „Zwischengröße vor dem Gelenkbus“, die heute von der Busindustrie nicht mehr angeboten wird – und nach weiter steigenden Fahrgastzahlen die Umstellung auf Gelenkbusbetrieb. Subjektiv betrachtet verflüchtigt sich dieser Entlastungseffekt aufgrund weiter steigender Fahrgastzahlen aber zunehmend, wenn keine weitere Taktverdichtung erfolgt.

 

Dem Einsatz vergrößerter Beförderungseinheiten im Bussystem sind - im Gegensatz zu Schienenverkehrsmitteln – technisch enge Grenzen gesetzt. Zwar setzt die HOCHBAHN seit 2005 auf der M5 und (später auch auf) der Eilbuslinie E86 VanHool-Doppelgelenkbusse  ein. Diese Busse sind aber störanfällig und aufgrund der Wagenlänge verstärkt mechanischem Verschleiß ausgesetzt. Hinzu kommt eine unzureichende Zusammenarbeit mit dem Hersteller, so dass sich im Vergleich zu Solo- und Gelenkbussen längere (unwirtschaftliche) Standzeiten ergeben: Solobus ca. 2 Tage, Gelenkbus ca. 3 Tage und Doppelgelenkbus ca. 7 Tage (Drs. 20/12456). Auch ist der Fahrkomfort für die Fahrgäste im hinteren Fahrzeugteil der Doppelgelenkbusse eher als grenzwertig anzusehen. Bei zügiger Fahrt auf etwas holprigen Stadtstraßen stellt sich durch die wippenden Bewegungen ein „Dom-artiges Vergnügen“ auf den hinteren Rückbänken ein.

 

Den steigenden Fahrgastzahlen versucht man auch durch Reduzierung der Sitzplätze zugunsten von Stehplätzen und Abstellflächen gerecht zu werden. So findet man heute auf von der HOCHBAHN-Tochter Jasper befahrenden MetroBuslinien Solo-Busse mit nur noch 25 Sitzplätzen. Auch die Gelenkbusse zeichnen sich – z.T. bauartbedingt – durch eine stets sinkende Anzahl von Sitzplätzen aus. Seit Februar 2014 setzt die HOCHBAHN bei entsprechend reduzierter Sitzplatzzahl mit dem Wagen 7361 einen fünftürigen Gelenkbus auf den vom Betriebshof Wandsbek bedienten MetroBuslinien ein. Der im Bestand des HOV befindliche Gelenkbus 7211 (DB O 305 G, Baujahr 1982) verfügt bei 18 Meter Fahrzeuglänge über heute unerreichte 60 Sitzplätze. Allerdings handelt es sich hier um ein nur dreitüriges Hochflurfahrzeug, die heutige Niederflurtechnik führt bei Bussen bauartbedingt, zusammen mit der Verpflichtung vermehrt Stellplätze für Rollstühle und Kinderwagen auszuweisen, zu einer massiven Reduzierung der Sitzplätze.  

 

 

Viele Türen: Der Wagen 7361 (MAN A40 Lion’s City GL, Baujahr 2013) am 01.02.2015 auf der Linie M9 an der Haltestelle U Wandsbek Markt – mit Werbung für Olympia 2024 an den Fensterinnenflächen.   

 

Die knapp 25 Meter langen Doppelgelenkbusse sind nach zehn Jahren Betrieb zunehmend als verschlissen anzusehen und zu ersetzen. Allerdings nicht durch gleichartige Neufahrzeuge, weil die Industrie nichts Vergleichbares mehr anbietet. Hersteller Van Hool stellt nur noch Hybridbusse her, die aber von der HOCHBAHN auf der M5 wegen der geforderten Zuverlässigkeit noch nicht eingesetzt werden können. Die HOCHBAHN scheint hierbei auf den von Mercedes-Benz entwickelten Großraumbus CapaCity L mit 21 Meter Länge und 105 Fahrgastplätzen zu setzen, allerdings verbunden mit einer gegenüber einem Doppelgelenkbus reduzierten Kapazität um 35 Plätze (Pressemitteilung HOCHBAHN vom 31.08.2015, Anschreibungen im Wagen anders). Seit August 2015 setzt die HOCHBAHN mit den Wagen 7581 und 7582 zwei CapaCity L auf der M5 und der Eilbuslinie E 86 ein. Planungen sehen jährliche Folgebeschaffungen vor, die dann auch auf andere MetroBuslinien gelangen können. Eine Taktverdichtung auf der M5 erscheint wohl unausweichlich.

 

Allerdings verpflichtet der Einsatz längerer Busse im vermehrten Umfang Bushaltestellen entsprechend anzupassen, was nicht immer zeitnah gelingt. So ist z.B. die westliche Haltestelle Winterhuder Markt nur für zwei gleichzeitig haltende Gelenkbusse ausgelegt. Unregelmäßigkeiten im Fahrtablauf führen immer wieder dazu, dass die mit Gelenkbussen verkehrenden Linien M20, M25, M26 und die Stadtbuslinie 109 hier gleichzeitig eintreffen, mit der Folge von leicht chaotischen Umsteigeverhältnissen für die Fahrgäste.

 

Seit Dezember 2012 können auf zwei Buslinien Fahrgäste der VHH kostenloses WLAN nutzen. Die HOCHBAHN zog nach und bietet seit dem 21.04.2016 auf der M5 und den U-Bahn-Haltestellen Borgweg und Mönckebergstraße ebenfalls kostenloses WLAN in Zusammenarbeit mit dem Norderstedter Anbieter Wilhelm.tel an – zunächst versuchsweise für ein halbes Jahr. Die Kundenanmeldungen werden hier regelmäßig um 2 Uhr morgens gelöscht.  

 

Bereits eingangs erwähnt besteht das Produkt MetroBus fort, doch es ist für die Fahrgäste nicht mehr immer zu erkennen. Wie im Bild des Monats Juni 2011 ausgeführt, zeigten die auf  MetroBuslinien verkehrenden Busse in der zweistelligen Zielanzeige zunächst in der oberen Zeile den Produktnamen „METROBUS“. Entsprechende Steckschilder hinter der Frontscheibe waren anscheinend nie ein Thema. Die Beschilderung der MetroBusse war 2012 Gegenstand einer Kleinen Anfrage (Drs. 20/4537) in der Bürgerschaft. Die Nutzung der ersten Zeile für den Produktnamen entspreche danach den Anforderungen des HVV. Ein Änderungsbedarf wurde nicht gesehen. Ältere Busse verfügten über Zielanzeiger mit zwei Zeilen je 16 Zeichen. Neue Busse könnten in zwei Zeilen je 24 Zeichen darstellen.

 

Im Juli 2013 nahm hier die VHH eine Änderung vor, indem jetzt in der oberen Zeile der Hinweis auf „METROBUS“ entfiel und der freigewordene Platz für weitere Informationen zum Fahrtziel genutzt wurde. Es verblieb bei der Liniennummer ohne Zusatz. Die Änderungen betrafen auch die M22, die gemeinsam von HOCHBAHN (ehemalige Linie 190) und VHH betrieben wird – anscheinend ohne vorherige Abstimmung mit der HOCHBAHN.

 

 

Am 15.07.2013 erreichte der VHH 0765 (MB O 530, Baujahr 2007, Serie 0760-0766, ex PVG) auf der Linie M22 die Haltestelle U Hagenbecks Tierpark. Durch den Entfall des Hinweises auf den „METROBUS“ in der ersten Zeile gelang es, die Fahrgäste auf die Verknüpfung der MetroBuslinie mit der StadtBuslinie 189 hinzuweisen.

 

Die Überlegung, die Fahrtzielanzeige vollständig für Zielinformationen zu nutzen, führte nach Abstimmung im HVV dazu, dass zum Jahresfahrplan 2015 (ab 14.12.2014) bei allen MetroBussen im Fahrtziel der Hinweis auf den Produktnamen entfiel. Die Liniennummer wurde nun - analog zu Berlin seit 2004 - um ein „M“ ergänzt. Die Schnellbusse behielten den Hinweis in der ersten Zeile. Die Haltestellen wurden entsprechend umgerüstet. Auch wenn jetzt der „MetroBus“ durch den Zusatz „M“ ersetzt wurde, so erschloss sich doch für viele Fahrgäste die Besonderheit dieser Buslinien im HVV-Gebiet.

 

Diese neue Linienbeschilderung wurde schnell Gegenstand der politischen Gremien. Am 19.06.2015 befasste sich die Bezirksversammlung Hamburg-Eimsbüttel damit. In einem gemeinsamen Antrag von GRÜNE und SPD (Drs. 20-0903) wurde darauf hingewiesen, dass ältere Fahrgäste und Sehbehinderte Schwierigkeiten hätten, die Liniennummer korrekt zu erkennen. Das wurde darauf zurückgeführt, dass zwischen „M“ und „Liniennummer“ ein Leerzeichen fehle. Der Antrag auf Einfügung eines Leerzeichens wurde angenommen. Am 30.07.2015 antworte die für die Verkehrsaufsicht zuständige Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (Drs. 20-0990). Danach lasse die EDV kein Leerzeichen zu. Eine Anpassung der EDV hätte Kosten im sechsstelligen Bereich zur Folge und könnte zu Problemen mit der älteren Betriebsleittechnik führen. Das Anliegen sei abzulehnen, nach Alternativen werde aber gesucht.

 

Mit dem gemeinsamen Antrag der Regierungsfraktionen aus SPD und GRÜNE vom 02.09.2015 fand die Diskussion um die Zielanzeige den Eingang in die Hamburgische Bürgerschaft (Drs. 21/1463). Danach führe die unvollständige Anzeige in einzelnen Heckanzeigen und das allgemein gezeigte „M“ dazu, dass Fahrgäste das „M“ als eine „1“ bzw. eine „11“ interpretierten und eine Stadtbus- statt einer Metrobuslinie annähmen. Der Antrag, die Bewerbung des Produkts „MetroBus“ fortzuführen und das „M“ – ohne Ersatz – entfallen zu lassen, wurde am 16.09.2015 von der Bürgerschaft angenommen. Am 13.11.2015 antwortete die zuständige Senatsbehörde, indem sie erneut auf technische Probleme für ein Leerzeichen verwies und den Entfall des „M“ zum nächsten Fahrplanwechsel am 13.12.2015 zusagte (Drs. 21/2319). Seitdem zeigen die MetroBusse nur noch die ein- oder zweistellige Liniennummer ohne Zusatz. 

 

 

Rückblickend wird mit dem letzten Foto dieses Artikels an die Zielanzeige mit dem Zusatz „M“ erinnert. Am 09.06.2015 standen an der Haltestelle U Niendorf Markt nebeneinander: VHH 0914 (MB O 530, Baujahr 2009, Serie 0901-0929) und HOCHBAHN 1027 (MB O 530, Baujahr 2010, Serie 1001-1038). War die Linienanzeige wirklich so schlecht zu lesen?

 

Text: Lutz Achilles / HOV


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