Bild des Monats Mai 2017

 

 

Altes muss Neuem weichen

 

Jeder Leser dieser Zeilen kennt die Notwendigkeit den eigenen Haushalt immer wieder mal durchzusehen und für sich zu entscheiden, ob Neuanschaffungen nicht alte Dinge entbehrlich machen. Diese Grundaussage gilt natürlich auch für die Verkehrsunternehmen. Die Hamburger U-Bahn erhält derzeit regelmäßig neue DT5-Einheiten, so dass der Fahrzeugbestand wächst. Auch wenn die HOCHBAHN im Hinblick auf notwendige Kapazitätsausweitungen Alt-Fahrzeuge für eine Übergangszeit nicht 1:1 durch neue Züge ersetzte, ergibt sich doch eines Tages ein Überbestand, der abzubauen ist. Und das betrifft jetzt die noch vorhandenen DT3-Serieneinheiten, die 1968 erstmals im U-Bahnnetz auftauchten und sich über Jahrzehnte als zuverlässige „Arbeitstiere“ erwiesen.

 

Das Schicksal alter U-Bahnfahrzeuge ist dann die Verwertung, weil die Wagen begehrte Rohstoffe enthalten. Mit unserem Bild des Monats erinnern wir daran. Bis Anfang Juni 2017 läuft ein weiteres Bieterverfahren für ein Los von DT3-Wagen. Die Übergabe an den Verwerter geschieht heute in Barmbek in der Hauptwerkstatt. Ihre letzte Fahrt auf dem Schienennetz der U-Bahn führt die Wagen in die Hauptwerkstatt, so dass demnächst die U-Bahn-Fahrgäste wieder tagsüber die Kombination von Arbeitslok mit DT3-Einheiten beobachten können. So war es auch am 23.03.2017, als die Arbeitsloks 016 und 010 die DT3-Einheiten 924 und 926 von Hagenbecks Tierpark über Schlump nach Barmbek brachten.      .

 

Der Abtransport geschieht heute wieder durch einen Lkw (siehe auch Bild des Monats April 2017 - im Archiv), früher war das auch auf eigener Achse über das Schienennetz der Deutschen Bahn möglich.

 

 

Am 31.08.1989 durchfuhr ein zur Verwertung vorgesehener Zug mit den DT1 9013, 9045, 9019 und 9001 Ohlsdorf. Der Zug startete auf dem damaligen Lagerbahnhof Ochsenzoll der HOCHBAHN und fuhr über die Langenhorner Güterbahn nach Ohlsdorf, danach ging es weiter in den Hamburger Hafen. Aus Sicherheitsgründen befand sich auf den U-Bahnwagen  Personal.

 

Am Zielort schließt sich die Verschrottung an. Auch hier hat mittlerweile der technische Fortschritt Einzug gehalten. Der Verfasser dieser Zeilen, ein „in die Jahre gekommener Verkehrsfreund“, konnte ein Teil dieser  Entwicklung begleiten und dokumentieren. Wurden früher die Wagenkästen aus Holz einfach angezündet – heute aus Umweltgründen undenkbar - war später der Schneidbrenner notwendig, um Wagenkästen aus Metall zu zerlegen.

 

 

Das war damals noch echte Handarbeit, wie das Foto vom 25.02.1982 zeigt, als der überzählige DT1 9096 im Hof der U-Bahn-Hauptwerkstatt entsprechend zerlegt wurde. Als 1989 eine Anzahl DT1 ihren Weg in den Hamburger Hafen fanden, um dort verschrottet zu werden, spielte der Schneidbrenner nur noch eine Nebenrolle. Speziell hergerichtete Baumaschinen übernahmen die Arbeit, um innerhalb kurzer Zeit einen Wagenkasten zu zerlegen und für den Abtransport in den Hochofen vorzubereiten.

 

 

Der 31.08.1989 in den Hafen gelangte DT1 9012 wurde noch am Nachmittag „mit roher Gewalt“ zerteilt. Und dieses Verfahren findet bis heute Anwendung.

 

Mit jeder Verwertung verschwindet natürlich auch immer ein Stück Verkehrsgeschichte. Deswegen kann man immer nur an die Verantwortlichen in den Unternehmen appellieren,  durch Erhaltung eines repräsentativen Querschnitts die Entwicklung des Wagenparks eines jeden Verkehrsmittels für spätere (Fahrgast-)Generationen erlebbar und wenn möglich erfahrbar zu machen. Z.T. übernehmen Vereine wie der VVM und der HOV diese Aufgabe, bedürfen hierzu aber der regelmäßigen Unterstützung.

 

Text: Lutz Achilles / HOV


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