Bild des Monats Juni
2008
Vor fünf Jahrzehnten rollten die ersten
Citybusse durch die Innenstadt
Neuland beschritt die Hamburger Hochbahn AG (HHA) 1958 mit
der Überlegung, kleine, 4,82 m lange Omnibusse durch die Hamburger Innenstadt
verkehren zu lassen. Hintergrund war der zu dieser Zeit immer mehr zunehmende
Individualverkehr innerhalb des Wallrings, mit dem auch die nicht immer zu
befriedigende Parkplatznachfrage einherging. Als „Ausweg aus der Parkplatznot
und Verkehrs-Chaos“ pries die HHA damals das CITYBUS-Projekt. Die aus
Südamerika stammende Idee sah vor, dass Autofahrer ihren Pkw am Rand der
Innenstadt abstellen. Für Freizügigkeit im Innenstadtbereich sollten dann
kleine, wendige Omnibusse sorgen, die in kurzen Abständen verkehrten. Die im
Innenstadtbereich sonst noch verkehrenden Massenverkehrsmittel Straßenbahn und
U-Bahn erfüllten damals andere Aufgaben.
Die HHA entschied sich für den bewährten O 319 D aus
dem Hause Daimler-Benz, der bis 1958 bereits in größeren Stückzahlen
hergestellt worden war. In Stadtbusausführung beschaffte die HHA 25 Fahrzeuge
(Serie 6000 – 6024).
Die HHA war der erste bundesdeutsche Verkehrsbetrieb, der
diese Verkehrsform versuchsweise in einer Großstadt einführte. Mit großem
Werbeaufwand wurde versucht, den Hamburgern den Citybus nahe zu bringen. U.a.
fuhren eine Woche vor der Eröffnung der ersten Linie mit beschrifteten
Stoffschürzen verkleidete Kleinbusse als rollende „Comic-Strips“ durch die
Innenstadt.
Die am 9. Juni 1958 eröffnete erste Citybuslinie C 1
verkehrte in Form einer liegenden Acht innerhalb des Wallrings. Die Linienlänge
der C 1 betrug 10,9 km mit 28 Haltestellen, Ein Umlauf dauerte 40 Minuten.
Montags bis freitags wurde alle 5 Minuten, am Sonnabend alle 10 Minuten
gefahren. Am Sonntag war Betriebsruhe. Es galt ein Sondertarif von 50 Pfennig
je Fahrt, die in Form einer besonderen Fahrmünze in eine Zahlbox beim Fahrer zu
werfen war.
Am 4. August 1958 folgte mit der C 2 die zweite
Citybuslinie, die in entgegengesetzter Richtung zur C 1 verkehrte.
Bedauerlicherweise waren die Wagen meist nur gering besetzt, so dass die HHA
sich zur Überarbeitung des Angebots gezwungen sah. Zum 23. März 1959 wurden aus
den beiden Citybuslinien C 1 und C 2 drei Ringlinien (rot – blau – grün). Aber
auch dieses Angebot konnte die Hamburger nicht dazu bewegen, die Kleinbusse zu
nutzen. Die HHA zog die Konsequenz und stellte am 30. Dezember 1959 den
Kleinbusverkehr in der Innenstadt ein. Die noch relativ neuen Citybusse fanden
am Hamburger Stadtrand ein neues Einsatzgebiet. Bis heute hat sich in
Blankenese aufgrund der dortigen Topographie das Kleinbusprojekt gehalten,
allerdings wird es heute durch die PVG betrieben. Im Rahlstedter Raum setzt die
HHA heute auch wieder Kleinbusse ein, allerdings haben deren Abmessungen nichts
mehr mit den ursprünglichen, kleinen, wendigen Omnibussen von 1958 gemein.
Am 16. April 1959 nahm der Verkehrsamateur Egon Ihde „Bei
den Kirchhöfen“ den auf der Ringlinie Blau verkehrenden Citybus 6012 auf. Im
Hintergrund sieht man das damalige Botanische Institut, heute Sitz der Bucerius
Law School. Auch das heutige CCH gab es 1959 noch nicht. Im Hintergrund steht
ein Haltestellenmast mit dem auffälligen Schild für den Citybus-Verkehr. Links
vom Citybus sieht man einen weiteren, noch kleineren Kleinbus der HHA, den
TEMPO-Matador 1400 von 1954.
Der HOV hat sich über Jahrzehnte um den ehemaligen Citybus
6019 bemüht. Erst als das Fahrzeug durch jahrzehntelange Freiaufstellung
weitgehend vom Rost zerstört war, konnte dessen Torso in den Museumsbestand
eingereiht werden.
Text: Lutz Achilles / HOV