Bild des Monats März
2010
Ein
früher Unfallhilfsdienstwagen der HOCHBAHN
Von den Fahrgästen nicht immer wahrgenommen, verfügen
Verkehrsbetriebe heute über eine Anzahl von Dienstfahrzeugen, die nicht für die
Fahrgastbeförderung genutzt werden, aber für die Aufrechterhaltung des Betriebs
unverzichtbar sind. Für unser Bild des Monats sollen nur die Straßenfahrzeuge
betrachtet werden.
So verfügte die Hamburger Hochbahn AG (HHA) Ende 2009 über
rund 250 Dienstfahrzeuge. In vielen Fällen handelt es sich dabei um
handelsübliche Pkw mit leichten Modifikationen für den Betrieb, aber auch
um Kleinlaster und Lkw mit Spezialaufbauten.
Dem Fahrgast fallen vielleicht am ehesten die als
Unfallhilfsdienst (UHD) gezeichneten Kleintransporter verschiedener
Automobilhersteller auf. Im Dienstwagenbestand der HOCHBAHN bilden sie
mit vier Wagen zwar nur eine kleine Gruppe, aber diese sind meist an
betrieblichen Brennpunkten anzutreffen. Erkennbar sind sie auch an den immer
wieder vergebenen Wagennummern 5211 bis 5214. Diese Wagen kann man bei Tag und
Nacht auf den Hamburger Straßen antreffen. Aufgrund der damit verbundenen hohen
Jahresfahrleistung werden sie bereits nach vier bis fünf Jahren ausgetauscht.
In Einzelfällen verbleiben die UHD-Wagen dann noch im Bestand, doch wird ihnen
eine andere Funktion mit einer geringeren Inanspruchnahme zugeteilt. Damit
einhergehend ist die Zuweisung einer neuen Wagennummer.
Zu den Aufgaben des Unfallhilfsdienstes gehören die
Behebung von Betriebsstörungen und Hilfeleistungen jeder Art. In Ostdeutschland
ist diese Tätigkeit in etwa mit denen der Dispachter vergleichbar. Bei
Verkehrsunfällen, in die ein Bus verwickelt ist, unterstützen sie das
Fahrpersonal bei der Sicherung und Aufnahme der Unfallstelle. Deswegen
verfügen die UHD-Wagen schon seit Jahrzehnten über blaue Rundumlichter und
Lautsprecher auf dem Wagendach. Auf besondere Anweisung der Leitstelle dürfen
die Fahrer dieser Fahrzeuge das Blaulicht in Verbindung mit dem Einsatzhorn
(Martinshorn) einschalten. Sie genießen dann die bekannten Sonderrechte im
Straßenverkehr. Weiter sind die Fahrer als Aufsichtsbedienstete weisungsbefugt
und haben den Betriebsablauf mit zu überwachen. Die früher übliche - und beim
Fahrpersonal nicht unbedingt geschätzte - Fahrzeitkontrolle auf der Strecke ist
mittlerweile durch die rechnergestützte Anbindung eines jeden Linienbusses bei
der Leitstelle im Hochbahnhaus in den Hintergrund getreten.
Am 26.06.1953 fotografierte der Verkehrsamateur Egon Ihde den Dienstwagen 70 der HHA anlässlich des traditionsreichen Deutschen Derbys in Hamburg-Horn. Es muss ein schöner Sommertag gewesen sein. Die Dame rechts im Bild trägt ein für die 1950er Jahre typisches Sommerkleid mit Pünktchen. Bei diesem frühen Unfallhilfsdienstwagen handelt es sich um einen Tempo Matador 1400 aus der einigen Hamburgern vielleicht noch bekannten Nutzfahrzeugfabrik „Vidal & Söhne Tempo-Werk GmbH“ in Bostelbek. Sie hatte diesen Fahrzeugtyp seit September 1952 in ihrem Lieferprogramm. Gegenüber dem Matador 1000 verfügte er über einen verstärkten Rahmen. Das Fahrzeug wurde mit verschiedenen Aufbauten angeboten und hatte wahlweise einen 3-Zylinder-Zweitaktmotor oder einen Viertaktmotor, der sich in der Folgezeit aber als unzuverlässig erwies und bereits Ende 1955 zu einem Produktionsende für den Matador 1400 führte. Die HHA nahm im Januar 1953 vom Matador eine kleine Stückzahl in Betrieb, darunter das hier abgebildete Fahrzeug. Äußerlich noch klar als Nachkriegskonstruktion zu erkennen, dürfte dieser mit einem Kennzeichen der britischen Besatzungszone versehende Wagen die damals für Arbeitswagen der Straßenbahn übliche dunkelgrüne Lackierung getragen haben. Auf dem Dach gut zu erkennen sind die beiden riesigen Lautsprecher, die zur Information der Fahrgäste dienten.
Text: Lutz Achilles / HOV