Bild des Monats
November 2010
Ein
kleiner Italiener in Blankenese
Der Titel „Umwelt-Hauptstadt Hamburg 2011“ wirft seine
Schatten voraus. Im Oktober 2010 wurde im Hamburger Stadtteil Blankenese mit
dem Einsatz eines Elektrokleinbusses aus Italien eine saubere und
umweltfreundliche Antriebsform erprobt. Auf verschiedene Art wird schon seit
vielen Jahren der elektrische Antrieb im Busverkehr erprobt, bisher aber nicht
mit durchschlagendem Erfolg. So testete also nun die Unternehmensgruppe „VHH
PVG“ im „Treppenviertel“ die Einsatzmöglichkeiten eines batteriebetriebenen
Kleinbusses unter topographisch schwierigen Bedingungen. Am S-Bahnhof
Blankenese bestand die Möglichkeit, die Fahrzeugbatterien mit elektrischem
Strom aufzuladen.
Blankenese mit seinen engen – und für Norddeutschland –
steilen Straßen verfügt seit dem 1. März 1959 über einen innerörtlichen
Buslinienverkehr mit Kleinbussen. Bei den ersten dort eingesetzten Fahrzeugen
handelte es sich um die ursprünglich in der Hamburger Innenstadt fahrenden
„Citybusse“. 25 Fahrzeuge vom Typ Daimler-Benz/Binz O 319 D hatte die HOCHBAHN
1958 für Citybus-Projekt beschafft. Nach dem Scheitern dieses Vorhabens fanden
die Kleinbusse am Hamburger Stadtrand ein neues Einsatzgebiet, so auch in
Blankenese. Diese Busse verfügten nur über 13 Sitz- und 5 Stehplätze. Bis heute
nennen die Anwohner ihre Kleinbusse „Bergziegen“.
Von Beginn an galt auf diesen Kleinbuslinien ein
Sondertarif, heute ist es der Schnellbustarif. Die Linien 48 (Ringlinie) und 49
(S-Blankenese – Elbuferweg) sind somit Teil des Hamburger
Schnellbussystems.
Anspruchsvollster Streckenteil der Ringlinie 48 (früher
B6), die durch das sogenannte „Treppenviertel“ führt, ist der Waseberg, mit 87
m über NN die dritthöchste Erhebung Hamburgs und mit einer Steigung bis zu 16
v.H. eine Herausforderung insbesondere für den Fahrzeugmotor. Der HOV hat neben
dem Citybus 6019 von 1958 auch einen Kleinbus der zweiten Generation von 1965
in seiner Sammlung. In seiner Einsatzzeit von 1965 bis 1973 bei der HOCHBAHN
hatte Wagen 6500 sechs 55 PS-Motoren verschlissen. Im Laufe der Zeit setzte die
HOCHBAHN zwar Kleinbusse mit stärkeren Motoren ein, die Größe der Fahrzeuge und
auch die Platzkapazität blieb, auch bedingt durch das Straßenprofil, aber
gering.
Nach Übergabe des Linienbetriebs von HOCHBAHN auf die PVG
am 30.09.1990 übernahm die PVG zunächst die fünf von der HOCHBAHN seit 1982
eingesetzten Kleinbusse, ab Dezember 1990 beschaffte die PVG dann drei MB O 814
/ Auwärter Teamstar City, die jetzt schon über 18 Sitz- und 17 Stehplätze
verfügten. Offen für Innovationen suchte die PVG (heute Unternehmensgruppe VHH
PVG) mit der Zeit immer wieder nach neuen Fahrzeugtypen. Bis heute wurden die
Fahrzeuge immer größer. In diese Reihe passt auch der nun aus Italien leihweise
eingesetzte 7,48 m lange, 2,26 m breite und 2,96 m hohe Elektrokleinbus mit 11
Sitz- und 34 Stehplätzen.
Der 2002 von der Firma eco power technology s.r.l., Turin
gebaute „Elfo“ wurde von den Verkehrsbetrieben Genua ausgeliehen. Die
Reichweite einer Batterieladung des 120 kW-starken Elektrobusses beträgt auf
ebenerdiger Strecke maximal 60 km, aufgrund der Besonderheiten in Blankenese
können aber nur rund 15 km zurückgelegt werden. Eine Batterieladung reicht
damit nur für zwei bis drei Wagenumläufe. Am 15.10.2010 nahm Torben
Simon am S-Bahnhof Blankenese den Wagen Genua 105 auf. Im
Bild gut zu erkennen am Haltestellenmast ist die Ladestation, um bei Bedarf die
Batterien für die nächste Fahrt nachzuladen.
Der Versuchseinsatz endete am 27.10.2010. Der Elektrokleinbus aus Italien konnte auch auf der Linie 288 nach Bahrenfeld und baustellenbedingt in Rissen auf der Metrobuslinie 1 angetroffen werden.
Text: Lutz Achilles / HOV