HHA-Stadtbus
1809
EvoBus Mercedes-Benz O 530 / Citaro
(1. Serie)
Baujahr:
1997
Serie: 1801-1835 - Inbetriebnahme: 1997, Ausmusterung:
2002-04
Wagen 1809 am Harburger Ring im Jahr 2001 bei der
HHA
(zum
vergrößern bitte auf das Bild klicken)
Fahrzeug-Lebenslauf: |
|
Erstzulassung: |
20.11.1997 - HHA |
2.Vorbesitzer: |
xx.xx.2002 - Stadtwerke Bonn SWB 9719 |
HOV-Übernahme: |
24.01.2012 (Bus 14 Jahre alt) |
Technische Daten: |
|
Fahrgestell und Aufbau: |
EvoBus
Mercedes-Benz |
Motortyp: |
OM
906hLA, Euro-2, geräuschgekapselt, Turbolader |
Leistung: |
231 PS (170 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
85 km/h |
Getriebe: |
ZF Ecomat 5 HP 500 - Fünfgang Automatikgetriebe |
Sitz- / Stehplätze: |
35 / 64 |
Stehplatzfläche: |
8,0 m² |
Stehplatzfläche je Pers.: |
0,125 m² |
Fahrzeuglänge: |
12,00 m |
Eigengewicht: |
10 750 kg |
Seit 1968 wurden
in Deutschland Standardlinienbusse beschafft, die nach den Richtlinien des Verbandes
öffentlicher Verkehrsbetriebe (VÖV) von den Herstellern Daimler-Benz, Büssing,
Magirus-Deutz und später auch MAN gefertigt wurden.
An die erste
Phase der Standardisierung schloss sich mit der Erstellung eines neuen Lastenheftes
seitens des VÖV für den Bau eines Standardlinienbusses der zweiten Generation
der nächste Schritt an. Der Prototyp hierfür war der von FFG in Hamburg 1976
gebaute "VÖV II", der mehrere Jahre in diversen Städten erprobt
wurde. Es folgte zur IVA’79 die sog. „S 80-Nullserie“, deren Erprobung zur
Modifizierung des Lastenheftes führte (u.a. hatten sich die kleinen Räder nicht
bewährt). Als erster Hersteller konnte die Firma NEOPLAN bereits 1982 mit dem
Typ N 416 (SL II) ein serienreifes Fahrzeug am Markt platzieren. Die beiden
anderen Hersteller, Mercedes-Benz und MAN, mussten schnell nachziehen.
Mercedes-Benz begann 1984 mit der Auslieferung des „O 405“, MAN mit dem Typ „SL
202“ welche die fortgeschriebenen VÖV-Vorgaben erfüllten.
Auf die überraschend
zügige Umsetzung neuer politischer Vorgaben, künftig vollkommen barrierefreie
Busse in Niederflurbauweise zu beschaffen, wiederum durch den Hersteller
NEOPLAN mussten die Mitbewerber reagieren. Die durch Mercedes-Benz und MAN als
Hochflurbusse vertriebenen Standardbusse vom Typ II wurden Ende der
1980er-Jahre in Teilen umkonstruiert, um zumindest eine teilweise
Niederflurigkeit zu erreichen. Erste entsprechende Prototypen der beiden
Hersteller gingen 1990 bei der HOCHBAHN in die Erprobung.
Die Hamburger
Hochbahn AG war zwar über ihre Tochtergesellschaft FFG maßgeblich an der
Entwicklung der Standardlinienbus-Baureihen I und II beteiligt. An einer
innovativen Fortentwicklung des standardisierten Omnibusbaus nach VÖV-Vorgaben
bestand danach aber kein Interesse mehr. Damit begann der Einstieg in die
Diversifizierung der von den beiden großen deutschen Busherstellern angeboten
Nahverkehrsbusse. VDV-Vorgaben für einen künftigen Standardtyp III
unterblieben.
Während MAN den
Standardlinienbus II weiterentwickelte und er sich bis heute in seinen
Proportionen an diesen anlehnt, entwickelte Mercedes-Benz ein völlig neues
Fahrzeug.
Auf den Tag genau
13 Jahre nach der Vorstellung des Mercedes-Standardlinienbusses II (MB O 405)
am 27.11.1984 in Hummelsbüttel, wurde der Presse anlässlich des „1.
HOCHBAHN-Forum“ am 27.11.1997 der neue „Citaro“ in Hamburg in der ehemaligen
Fischauktionshalle vorgestellt. Er ist das Ergebnis einer vollständigen
Neukonstruktion eines Niederflurbusses durch Mercedes-Benz, der im Vergleich zu
seinem Vorgänger O 405 einen erheblich höheren Anteil an Leistungselektronik
aufweist. Durch den Hersteller werden den Nutzern „niedrige Lebenszyklus-Kosten
durch zukunftsorientierte Technik“ versprochen.
Nachfolgend
einzelne, den CITARO bestimmende Merkmale
- Modernes Erscheinungsbild durch weitläufige, durchgehende Scheiben und eine glatte Außenhaut,
Innenraum
ist hell und scheint großzügig.
- Große Fahrtzielanzeigen vorn und im Heckbereich (wie früher zwischen 1959 und 1961 bei den
Magirus-Deutz
Saturn II und Büssing 11R/U7H vom "Typ
Hamburg").
- Aufbau: Gerippestruktur als Integralkonstruktion mit umlaufendem Spantensystem für
2,50 m oder 2,55 m Breite, sowie Seitenanprallschutz.
Das Gerippe ist etwas leichter als beim Vorgänger, weist aber eine höhere Torsionsfestigkeit
und
Biegesteifigkeit auf.
- Hinterachse: Gegenüber einem O 405 ist der Niederflurbereich vergrößert, hierfür musste die bisherige
Außenplanetenachse durch eine Portalachse ersetzt werden (wie der Hersteller NEOPLAN das
bereits 10
Jahre zuvor eingeführt hatte).
- Federung:
Pneumatische Niveauregelventile durch elektronische Wegsensoren ersetzt.
- Bremssystem: Neben Scheibenbremsen an Vorder- und Hinterachse zusätzlich das vom
Schwer-Lkw
ACTROS übernommene elektronische
Bremssystem (EBS) mit Antiblockier-system ABS.
- Motor: Neue Modellreihe OM 906 als Heavy-Duty-Motor mit den Attributen „kräftig, sauber und sparsam“,
zunächst als Euro-2-Motor.
- Innenraum: stufenlose Ein- und Ausstiege „Cantilever-Bestuhlung“ auf durchlaufenden Schienen
hängend an der Innenwand befestigt, hier zusätzlich mit Plattenprofilen verstärkt, zugleich als
Anprallschutz wirkend. Durch Aufhängung verbesserte Reinigungsmöglichkeiten, wie auch durch
eingeformte
Sitze im Heckbereich (nur 1997-99). Lichtband links und rechts der Mitteldecke.
Zwei getrennte Heizungskreisläufe für Fahrer und Fahrgäste.
Neuer Fahrer-Arbeitsplatz mit variabel einstellbarem Fahrersitz und
zahlreichen Display-anzeigen auf der
Instrumententafel, elektrisch verstellbares Fahrerfenster (nur 1997-99).
Mit großen
Erwartungen übernahm die HOCHBAHN im November/Dezember 1997 als Referenzbetrieb
des Herstellers zunächst die ersten 20 von 35 Bussen des Typs CITARO – dem
„Linienbus des 21. Jahrhunderts“-, formal auch als „O 530“ bezeichnet (Wagen
1801-1820), weitere 15 Wagen folgten im März 1998 (1821-1835).So konnten alle
fünf HOCHBAHN-Betriebshöfe jeweils sieben CITRAO erhalten, die sie auch bis zu
ihrer Ausmusterung behielten.
Noch im November
1998 wurde eine dritte Lieferung von 24 weiteren CITARO-Bussen in Betrieb
genommen (1840-1863), die Abweichungen gegenüber den ersten beiden Lieferungen
aufwiesen, hier u.a. die Luftschlitze in der Heckklappe, die einer Überhitzung
des Motors vorbeugen sollten und eine andere Sitzplatzanordnung im Heck „halbe
Konferenzbestuhlung“. Wieder erhielt jeder Betriebshof (diesmal 5) Busse aus
dieser Lieferung, die dort bis kurz vor ihrer Ausmusterung verblieben.
Der Einsatz
dieser Busse im harten Linienbetrieb verlief unbefriedigend, litten doch die
ersten CITARO an zahlreichen „Kinderkrankheiten“, weil es der Hersteller
unterlassen hatte, zunächst durch Probewagen intern die dauerhafte
Betriebstauglichkeit sicherzustellen. Stattdessen erfolgte die Erprobung in
einer größeren Stückzahl im Echteinsatz bei der HOCHBAHN, einem der größten
deutschen Verkehrsunternehmen. Aufgrund diverser Mängel der mit sehr viel
empfindlicher Leistungselektronik ausgestatteten Busse, die dadurch nur eine
eingeschränkte Einsatzfähigkeit aufwiesen, fand sich schnell der Spitzname
„Zitrone“ („mit Zitronen gehandelt!“). Wegen der Störanfälligkeit der Busse
stellte EvoBus zunächst 1998 drei zusätzliche Reservewagen (1890-1892) zur
Verfügung. Es gelang der HOCHBAHN dann, zwischen 2002 und 2004 sämtliche 62
CITRAO-Busse der Baujahre 1997/98 an den Hersteller zurückzugeben und gegen
Neufahrzeuge umzutauschen.
VHH und PVG
zeigten sich mit der Beschaffung von CITARO-Bussen angesichts der
HOCHBAHN-Erfahrungen zunächst zurückhaltend und beschafften den bewährten MB O
405 N2 weiter. Der Modellwechsel begann dort erst ab 2001 (VHH) bzw. 2002
(PVG). Die PVG hatte zuvor schon 2000 zwei CITARO in der dreiachsigen
15-m-Langversion zur Erprobung erhalten.
Bei verbesserter
Fertigungsqualität konnte sich der CITARO, auch aufgrund fehlender Alternativen
bei einem offensichtlich unter den beiden großen Omnibusherstellern
aufgeteilten Verkehrsmarkt, bei vielen Busbetrieben in verschiedenen
Ausführungen durchsetzen und erreichte bis heute sehr hohe Stückzahlen. Andere
Hersteller, wie Volvo, Van Hool, Solaris u.a. können daran bis heute nicht
heranreichen. Nach einem Facelift 2006 fand 2011 bereits eine Euro-6-taugliche
Weiterentwicklung als „CITARO 2“ (C 2) seinen ersten Weg zur HOCHBAHN - zunächst
nur mit vier Bussen, die zunächst für zwei Jahre angemietet waren und dann
übernommen wurden. Hier scheinen sich aber die bitteren Erfahrungen der ersten
„CITARO-Jahre“ nicht zu wiederholen.
Die als
"Zitronen" in Hamburg bekanntgewordenen Busse der Baujahre 1997/98
wurden vom Hersteller aufwendig ertüchtigt und danach an andere
Verkehrsbetriebe, überwiegend im Ausland, abgegeben. Dort haben sie bis heute
ihre übliche Einsatzzeit von bis zu 13 Jahren erreicht.
Zehn dieser Busse
gelangten 2002 – aufgrund akuten Wagenmangels - zu den Stadtwerken Bonn (SWB).
Mit Unterstützung der HOCHBAHN hat der HOV Anfang 2012 den ehemaligen Hamburger
Bus 1809 aus der ersten Lieferung von den SWB (dort Wagen 9719) erwerben
können, um ihn künftig als historischen CITARO zu erhalten.
Nachdem die
Hamburger Citaros eigentlich schon Ende 2010 ausgemustert werden sollten und
auch abgemeldet wurden, waren sie für die großen Jubiläumsfeierlichkeiten zum
„Deutschlandfest“, einer Kombination aus der Feier zum „Tag der deutschen Einheit“
und des „NRW-Tages“ am 1.-3.10.2011 dann kurzzeitig wieder angemeldet und als
Reserve vorgehalten worden. Die einjährige Standzeit im Freien ist den
Bussen allerdings nicht gut bekommen, der Museumswagen hatte neben inzwischen
„toten“ Gel-Batterien vollkommen korrodierte Bremsscheiben und
Schlauchschellen, so dass es noch während der Überführungsfahrt zu erhitzten
Bremsen und einem totalen Kühlwasserverlust kam. Mit Hilfe der
freundlich-unbürokratischen Unterstützung der Kölner Verkehrsbetriebe (Bremsenkontrolle),
der Kraftverkehr Wupper-Sieg - WUPSI (neue Batterien) und der Rheinbahn
Düsseldorf (neue Wasserschlauchschellen) gelang es in einer Nachtfahrt, den Bus
am 24.1.2012 nach Hamburg zu überführen. Die im Rahmen der Wiederzulassung zur HU
stets unvermeidliche Bremsprobe im September gab dann den Bremsbelägen und
-scheiben den Rest…
Nachdem alle
ursprünglichen, über die Jahre maroden und ausgeblichenen „HHA“-Polster im Rahmen
eines Ringtauschverfahrens gegen neuwertige ausgetauscht wurden und auch die
LAWO-Fahrtzielanzeige wieder installiert ist (in Bonn hatte man die gesamte
Infrastruktur durch Bonner Standard ersetzt und zum Verkauf auch wieder
ausgebaut), bleiben nun noch einige Schönheitsreparaturen an der Karosserie zu
tun (Unterzug hinten rechts, Blechtafel unterhalb der Fenster zwischen den
Türen). Auch die Ausrufanlage muss noch installiert werden.
Typenskizze der Serie 1801 - 1835
Weitere
Informationen zu diesem Fahrzeug und über den HOV beim:
Hamburger Omnibus Verein e.V., www.hov-bus.de